WDR-Verbrauchermagazin markt: Bonitätsauskünfte von Schufa & Co. oft unvollständig und nicht nachvollziehbar
Archivmeldung vom 15.04.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Bonitätsauskünfte von Auskunfteien wie Schufa, Arvato-Infoscore und Deltavista sind nach Recherchen des WDR-Verbrauchermagazins markt häufig unvollständig und nicht nachvollziehbar. Das ist das Ergebnis einer Auswertung von mehr als 80 Beispielen, die WDR-Zuschauer der markt-Redaktion zur Verfügung gestellt hatten. Demnach gaben mehrere Auskunfteien (mit Ausnahme der Schufa) in mehr als 90 Prozent der untersuchten Fälle auch dann eine Zahlungsausfallprognose ab, wenn sie gar keine Informationen über das frühere Zahlungsverhalten der Testpersonen hatten. Mehr dazu in der heutigen Sendung markt (21.00 Uhr, WDR Fernsehen).
Die Bonitätsauskünfte werden in einem sogenannten Score-Wert zusammengefasst, ähnlich den Länder-Ratings der großen Rating-Agenturen. Die Zahl gibt das zu erwartende "Ausfallrisiko" von Kredit- und Versandhandelsgeschäften wieder. Der Wert wird mit Hilfe mathematisch-wissenschaftlicher Formeln errechnet und auf Anfrage an Banken und Unternehmen übermittelt. Davon kann abhängen, ob ein Geschäft überhaupt zustande kommt und welche Zinskonditionen eingeräumt werden. Das Problem: Die Auskunfteien legen ihre Berechnungsformeln den Verbrauchern nicht offen. Damit sind sie oft nicht nachvollziehbar. Die Auskunfteien berufen sich hier gerne auf ihr Geschäftsgeheimnis.
Nach Angaben von markt gibt es zudem ein deutliches Gefälle bei der Qualität der Auskünfte. An der Spitze steht Marktführer Schufa, die nach eigenen Angaben über Daten von mehr als 66 Millionen Bundesbürgern verfügt. Kleinere Auskunfteien wie Accumio, Bürgel, Arvato-Infoscore und Deltavista können dagegen häufig nur auf Basis-Daten wie Name, Alter und Anschrift zurückgreifen, die ihnen in einer Anfrage übermitteltet wurden.
Wie markt bei seinen Recherchen herausfand, häufen sich seit zwei Jahren die Beschwerden über die Bertelsmann-Tochter Arvato-Infoscore mit Sitz in Baden-Baden. Ihr werden ungenaue oder sogar falsche Bonitätsauskünfte vorgeworfen. Die Datenschutzbeauftragte mehrerer Bundesländer bestätigen die wachsende Kritik. In dem Beitrag schildert markt einen konkreten Fall aus NRW.
Das vor drei Jahren reformierte Bundesdatenschutzgesetz schreibt für Auskunfteien und deren Score-Berechnungen keine verbindlichen Qualitätsstandards vor. Auch gibt es keine besondere Zulassungsprüfung für den Betrieb einer Auskunftei. Das Bundesdatenschutzgesetz soll nun erstmalig überprüft werden. Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hat die Evaluierung des Gesetzes öffentlich ausgeschrieben.
Quelle: WDR Westdeutscher Rundfunk (ots)