Steuerfluchtgelder liegen nicht nur in der Schweiz und Lichtenstein
Archivmeldung vom 31.03.2009
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Freigeschaltet durch Oliver RandakDie Finanzkrise macht es erforderlich und möglich: Die Suche nach den transferierten Steuer-Euros hat begonnen. Jahrelang wurde das Thema Kapitalflucht aus welchen Gründen auch immer nur unzureichend verfolgt. Die Welt konnte oder wollte sich einfach nicht darauf einigen, das subversive Geschäftsgebaren zu stoppen. Nun ist alles anders. Alle Staaten brauchen in der Krise jetzt so viel Geld, dass sie sich keine Einnahmen mehr entgehen lassen können.
Anfang April werden sich nun die G-20-Staaten gegen die Finanzkrise stemmen, sie werden alle Tax havens, die die Rechtshilfe bei Steuerdelikten verweigern, auf eine schwarze Liste setzen. Plötzlich erklären sich zahlreiche bislang störrische Länder bereit, mit den Steuerfahndern zu kooperieren. Die Vertreibung aus den Steuerparadiesen der Welt hat begonnen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass der weltweite Strom an Kapital rund um den Globus aufhört. Während die europäischen Staaten versuchen, mit Mühe die Fluchtlöcher zu stopfen, öffnen sich weltweit immer neue Schlupfwinkel, für die Zumwinkels unserer Zeit. Offshore-Länder werden die Steuerparadise abseits der Ballungsräume genannt.
Finanzexperte Dr. Jörg Sieweck von bbw Marketing Dr. Vossen in Neuss untersucht bereits seit Jahren das Thema Kapital im Ausland und damit verbunden die Kapitalflucht. Nach seiner Meinung lässt sich das genaue Ausmaß der sog. „Kapitalflucht“ nur schwer bestimmen, da sie von regulären Auslandsinvestitionen nicht immer klar zu unterscheiden ist. „Die Kapitalflucht allein, in steigendem Maße begleitet von einer realen Flucht des Eigentümers selbst, also der Auswanderung, hat viele und oft vielschichtige Gründe. Zunehmend ist aber zu beobachten, dass sie ihre Wurzel in der Enttäuschung über die politische Lage zuhause oder gar in einem tiefen Misstrauen gegen die Regierung oder gesellschaftliche Strömungen im eigenen Lande hat“.
Die Auslandsbanken haben sich frühzeitig auf die Bedürfnisse ihrer ausländischen Kunden eingestellt. Mit ihren international ausgerichteten Wealth Managment- und Private Banking-Strategien deckten sie deren Interessen gemäß den gültigen Bestimmungen des jeweiligen Heimatlandes ab - auch in Erb- und Schenkungsfragen rechts- und steueroptimiert. Die Banken waren vielfach nicht nur Gehilfen, sondern auch Anstifter des Kapitaltransfers.
Nach Berechnungen von bbw Marketing auf der Basis von Schätzungen der deutschen Steuerfahndung, der Deutschen Steuergewerkschaft und der Deutschen Bundesbank liegen aktuell weltweit mehr als 480 Mrd. € „schwarzes Geld“ von Deutschen bei Banken im Ausland. Die höchsten Geldbeträge liegen in der Schweiz, wohin Deutsche bisher mehr als 170 Mrd. € transferiert haben. Es folgen Luxemburg mit 85 Mrd. € und Österreich mit schätzungsweise 70 Mrd. €. Aber auch in anderen Ländern haben die Deutschen gewaltige Summen Schwarzgeld geparkt. Verteilt auf andere sog. Steueroasen entfallen nochmals mehr als 150 Mrd. € entfallen. Mit null Steuern empfehlen sich einige Kleinstaaten in Übersee auch weiterhin deutschen Steuerflüchtlingen. Bisher scheuten noch viele vermögende Deutsche den Weg in die entfernten Steuerparadiese. Wegen wachsender Kontrollen werden die Schwarzgeldströme in Europa nach dem Willen der Finanzminister, die sich Steuerausfälle nicht weiter leisten können, schon bald versiegen.
Die Zeiten des Schwarzgeldes in Europa gehen langsam vorbei. Da das Kapital scheu wie ein Reh ist, wird es sich andere Schlumpflöcher suchen. Die neuen Finanzplätze lauten Barbados, Bermuda, Caymaninseln, Jungerferninseln, Seychellen, Tonga oder die Cookinseln.