RWE-Chef erwägt Aufspaltung des Konzerns
Archivmeldung vom 14.11.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Chef des Essener Energieversorgers RWE, Peter Terium, stellt die rund 60.000 Beschäftigten des Unternehmens auf anhaltend schwierige Zeiten ein und hält sich eine Aufspaltung des Konzerns offen. "Wir haben zu kämpfen", sagte Terium der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). Die Krise sei "noch nicht ausgestanden". Zugleich verwies der RWE-Chef auf Fortschritte. "Wir haben unsere Schulden abgebaut, Ballast abgeworfen, uns effizienter aufgestellt und das Unternehmen solide durchfinanziert. Gleichzeitig haben wir einen Kulturwandel im Unternehmen auf den Weg gebracht."
Auch eine Aufspaltung des Konzerns sei eine Option, sagte Terium der WAZ. "Wir halten uns Handlungsoptionen offen", erklärte er. Derzeit setzt RWE praktisch auf die komplette Palette der Energiewirtschaft - mit Stromerzeugung durch große Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke sowie erneuerbare Energien, mit einem Netzgeschäft und Vertrieb. "Wir sehen aber, dass die konventionelle Stromerzeugung angesichts sinkender Börsenstrompreise immer schwieriger wird", räumte Terium ein. Der RWE-Konkurrent Eon hat bereits entschieden, sich von der Stromerzeugung in großen Kohle- und Gaskraftwerken zu trennen. "Wir gehen unseren eigenen Weg", betonte Terium. "Zu unserer Gesamtverantwortung gehört nicht nur, den Ausstieg aus der Kernenergie zu begleiten, sondern auch, unseren Beitrag zu einer sicheren Stromversorgung zu leisten. Wir wollen uns nicht aus der Verantwortung stehlen." Er bekräftigte aber, "dass der Fall X eintreten kann, wenn es entsprechende politische oder regulatorische Vorgaben gibt oder der Markt uns dazu zwingt". Bei einem Börsenstrompreis von "dauerhaft unter 28 Euro" werde es "langsam spannend".
Terium hatte RWE einen strikten Sparkurs verordnet. Ziel sei es nun, sich verstärkt Innovationen zu widmen und Wachstumsbereiche zu stärken, betonte der Vorstandschef. In den nächsten drei Jahren wolle RWE eine Milliarde Euro in Geschäfte mit erneuerbaren Energien investieren - insbesondere in Windenergie und neuerdings auch in große Photovoltaikanlagen.
Mit Blick auf die künftige Dividende dämpfte Terium die Erwartungen. "Das Thema Dividende steht derzeit nicht auf der Tagesordnung. Generell wäre es aber falsch, übertriebene Hoffnungen zu verbreiten", sagte der RWE-Chef. "Unsere Eigenkapitaldecke ist dünn. Und wir brauchen Geld im Unternehmen, um Investitionen in die Zukunft tätigen zu können." Schon die im vergangenen Jahr ausgezahlte Dividende hatte RWE auf 1 Euro je Aktie halbiert. Einige kommunale Aktionäre stellen sich bereits auf eine weitere Kürzung ein.
Zur Frage, wo RWE künftig Geld verdienen wolle, sagte Terium: "Wir haben mit dem Netzgeschäft, unseren Vertriebsaktivitäten und den erneuerbaren Energien mehrere profitable Standbeine. Darauf können wir aufbauen." Investitionen plane RWE insbesondere in Windenergie und neuerdings auch in große Photovoltaikanlagen, betonte Terium. In den Vereinigten Arabischen Emiraten sind große Solarparks geplant. Hier will sich RWE an Ausschreibungen mit regionalen Partnern beteiligen. Großes Potenzial gebe es auch in Ägypten. Auch das Geschäft rund um Energiedienstleistungen, mit dem RWE aktuell 500 Millionen Euro umsetze, und die Gebäudetechnik bieten nach Einschätzung von Terium "vielfältige Chancen". Außerdem werde RWE massiv Geld in neue Energienetze stecken.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)