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Inflation sinkt - Nun droht Gefahr einer Deflation

Archivmeldung vom 01.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Der Trend der steigenden Inflation in Europa hat sich umgekehrt - von vier Prozent im Sommer ist die Inflationsrate auf 2,1 Prozent im November gesunken. Der Ölpreis ist von 145 Dollar auf unter 50 Dollar pro Barrel gefallen.

Noch im Juli lag die Inflation in der Eurozone bei 4,0 Prozent. Autofahrer stöhnten unter hohen Spritpreisen, die Politik debattierte über einen Teuerungsausgleich.
Vier Monate später hat sich die Lage drastisch geändert: Weil der globale Wirtschaftsabschwung die Aufträge bei den Unternehmen einbrechen lässt, sinkt auch die Inflation: Die Preise für Rohstoffe gaben kräftig nach, der Preis für ein Fass Öl fiel von seinem Höchststand von 145 Dollar auf unter 50. Das schlägt sich auch in der Inflationsrate der Eurozone nieder: Laut Eurostat wird die Inflation im November nur noch 2,1 Prozent betragen, im Oktober lag die Rate noch bei 3,2 Prozent. Pendelt sich die Quote tatsächlich bei einem Wert von rund zwei Prozent ein, so würde das der Definition der Europäischen Zentralbank für Preisstabilität entsprechen. Das Problem: Experten sehen weiterhin einen Abwärtstrend.

Gefahr Deflation

So sieht etwa der deutsche Wirtschaftsexperte Thomas Straubhaar vom Hamburger Welt-Wirtschafts-Institut (HWWI) für Deutschland die akute Gefahr einer Deflation. Bei einer Teuerung zwischen null und zwei Prozent "können wir schon davon ausgehen, dass das Preisniveau insgesamt zu fallen beginnt", meint Straubhaar, auch wenn einzelne Preise noch steigen würden.
Was scheinbar positiv klingt, könnte die Wirtschaft in eine schlimme Krise stürzen: Denn bei tendenziell sinkenden Preisen warten Verbraucher und Firmen mit ihren Käufen lieber auf eine zusätzliche Vergünstigung. Ein weiterer Einbruch des Konsums zwingt die Unternehmen zu noch drastischeren Sparmaßnahmen – Massenkündigungen wären die Folge.

Binnenkonjunktur

"Kurzfristig ist die einzige Lösung, sehr schnell sehr viel für die Binnenkonjunktur zu machen", meint der Wirtschaftsforscher und nennt die Vergabe von Konsum-Gutscheinen mit baldigem Verfallsdatum als Möglichkeit. Grundsätzlich bleibe nur das Instrument der Steuerpolitik, denn die Möglichkeiten der Notenbanken seien bei einer Deflation begrenzt: "Geldpolitisch kommen sie bei einer Deflation schnell ans Ende der Möglichkeiten", schließlich könnten die Leitzinsen ja nicht unter 0 Prozent gesenkt werden.
Viel Spielraum hat die US-Notenbank Federal Reserve (kurz Fed) auch jetzt schon nicht mehr. Sie hat heuer den Leitzins bereits von 4,25 Prozent auf ein Prozent gesenkt. Weitere Zinssenkungen stehen im Raum.

Die Europäische Zentralbank (EZB), die für den Euroraum zuständig ist, hat dagegen noch deutlich mehr Platz für Zinsschritte. Aktuell hält der Leitzins der EZB bei 3,25 Prozent. Bei der EZB-Sitzung am kommenden Donnerstag wird dieser Zinssatz um zumindest 0,5 Prozentpunkte nach unten geschraubt, erwarten die Experten. Nach weiteren Senkungen könnte der EZB-Leitzins im Frühjahr dann bei 1,75 Prozent liegen. Helfen kann das aber nur, wenn die Senkungen auch in Form billigerer Kredite bei Konsumenten und Firmen landen.

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