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Rechnungen werden erst nach 47 Tagen bezahlt - Intrum Justitia: Schlechte Zahlungsmoral gefährdet Erholung im Mittelstand

Archivmeldung vom 07.12.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.12.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Trotz der positiven Konjunktursignale sind die Zahlungsrisiken der deutschen Unternehmen aktuell auf einen neuen Höchststand gestiegen. Jetzt müssen Firmen im Durchschnitt 16,1 Tage nach dem eigentlichen Zahlungsziel warten, bis Kunden fällige Rechnungen bezahlen - noch im Sommer 2003 hatte dieser Wert lediglich 10,9 Tage betragen.

2,3 Prozent ihrer Forderungen müssen die Firmen komplett als Verlust abschreiben. Das sind die zentralen Ergebnisse des aktuellen Risk Index, den das Forderungsmanagement- Unternehmen Intrum Justitia jetzt vorgestellt hat. "Die positiven Konjunktursignale aus der deutschen Wirtschaft gehen leider nicht mit einer besseren Zahlungsmoral einher", kommentiert Michael Jung von Intrum Justitia Deutschland. "Gerade für den Mittelstand heißt das: Die wirtschaftliche Erholung steht auf tönernen Füßen. Denn die Liquidität der Unternehmen wird durch die viel zu hohen Zahlungsfristen ausgetrocknet und macht
insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen auch im kommenden Jahr weiterhin anfällig für eine Insolvenz."

Insgesamt ist der Risk Index für deutsche Unternehmen aktuell auf 158 Punkte angestiegen. Im Sommer 2003 hatte er noch bei 149 Punkten gelegen. Ein Indexwert von 100 würde bedeuten, dass keine Zahlungsrisiken bestehen. Der durchschnittliche Zahlungsverzug ist alleine im vergangenen halben Jahr um 1,1 auf jetzt 47,1 Ausstandstage angestiegen. Das heißt: Ein Unternehmen mit einem Umsatz in Höhe von 25 Millionen Euro jährlich muss sich 75.000 Euro zusätzliches Kapital etwa durch die Aufnahme von Krediten beschaffen, um diesen höheren Zahlungsverzug finanziell auszugleichen.


Öffentliche Hand zahlt am schlechtesten

Verantwortlich für die negative Entwicklung sind vor allem Privatkunden und die öffentliche Hand. Geschäftskunden dagegen zahlen heute Rechnungen pünktlicher als noch vor einem halben Jahr. "Schlechte Zahlungsmoral privater Schuldner und eine schlechte
Binnennachfrage als Konjunkturbremse - das sind aktuell zwei Seiten derselben Medaille", kommentiert Jung.

Im Durchschnitt 17,3 Tage nach dem eigentlichen Zahlungsziel dauert es, bis die öffentliche Hand eine Rechnung bezahlt. Das heißt: Erst 48,2 Tage nach Rechnungsstellung an einen öffentlichen Auftraggeber erhalten die Unternehmen das ihnen zustehende Geld. "Dieser unverantwortlich große Zahlungsverzug ist auch eine klare
Handlungsaufforderung an die Große Koalition und Bundeskanzlerin Angela Merkel", stellt Jung fest. "Wer die Wirtschaft ankurbeln will, der muss zunächst und vor allem bei sich selbst anfangen und Rechnungen innerhalb der vertraglich vereinbarten Zahlungsdauer
begleichen. Nur wenn die beauftragten Unternehmen rechtzeitig ihr Geld erhalten, können sie selbst Arbeitsplätze schaffen und so den Konjunkturmotor zum Laufen bringen."

Doch auch die betroffenen Unternehmen selbst könnten zu einer Besserung der Situation beitragen. "Obwohl in vielen Firmen die Liquidität oft nicht reicht, um zuverlässig für die nächsten Monate zu planen, verhalten sich zahlreiche von ihnen - ob nun absichtlich
oder nicht - vergleichsweise schuldnerfreundlich", bemerkt Michael Jung. So belegt der aktuelle Risk Index, dass viele Unternehmen zu lange mit einer Mahnung warten. Nur eine Minderheit von 29 Prozent der befragten Firmen macht säumige Zahler in den ersten sieben Tagen nach Rechnungsfälligkeit auf ihren Ausstand aufmerksam. Sogar 10
Prozent der Gläubigerfirmen warten mehr als 30 Tage mit einer Mahnung. "Damit signalisieren sie dem Schuldner, dass sie es mit dem Realisieren der offenen Forderung wohl nicht so ernst nehmen", kritisiert Jung. Auch schreiben viele Unternehmen zu viele Mahnungen, bevor sie rechtliche Schritte gegen den Schuldner unternehmen. Ein
weiterer häufiger Fehler ist, dass zwischen den einzelnen Mahnungen zu große zeitliche Abstände liegen. Zudem werden die Mahngebühren nicht immer auf den Schuldner umgelegt. So berechnen zwar zwei Drittel aller Gläubigerunternehmen die Mahngebühren ihren privaten Schuldnern in der Regel weiter. Ist der Schuldner jedoch die öffentliche Hand, stellen ihm nur 44 Prozent der Gläubigerfirmen die Mahngebühren regelmäßig in Rechnung. Sogar 30 Prozent der Unternehmen berechnen der öffentlichen Hand nie Mahngebühren weiter.


Über den Risk Index

Der von Intrum Justitia entwickelte Risk Index ermittelt zweimal jährlich die Zahlungsrisiken in über 20 Ländern Europas. Er basiert auf insgesamt acht Subindizes, die sich aus insgesamt 21 Schlüsselwerten wie Zahlungsfrist, Zahlungsverzug und Forderungsverlust berechnen. In die Berechnung fließen sowohl betriebswirtschaftliche Finanzkennzahlen als auch Einschätzungen von mehreren tausend befragten Unternehmen ein. 100 Punkte bedeuten, dass keine Zahlungsrisiken bestehen, da Lieferungen ausschließlich gegen
Barzahlung zum Zeitpunkt der Auslieferung erfolgen. Bei einem Indexwert von 101 bis 124 empfiehlt Intrum Justitia vorsorgliche Maßnahmen, ab 125 Indexpunkten werden Maßnahmen mit zunehmender Dringlichkeit zur Senkung des Zahlungsrisikos empfohlen, und ab einem Indexwert von 175 besteht dazu eine ausgeprägte Notwendigkeit.


Über Intrum Justitia

Die Intrum Justitia-Gruppe ist das führende Unternehmen für Forderungsmanagement in Europa. 2.900 Mitarbeiter in 22 europäischen Ländern bieten zurzeit mehr als 90.000 Kunden auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Dienstleistungen rund um Inkasso und
Forderungsmanagement. Die Gruppe mit Hauptsitz in Stockholm betreut ein Forderungsvolumen von insgesamt rund neun Milliarden Euro. In 2004 erwirtschaftete sie einen Umsatz von 304 Millionen Euro.

In Deutschland ist Intrum Justitia gemeinsam mit seinem traditionsreichen Tochterunternehmen Schimmelpfeng Forderungsmanagement GmbH am Markt aktiv. Das Leistungsportfolio umfasst das komplette Forderungsmanagement. Der Arbeit von Intrum
Justitia liegt eine Unternehmens-Philosophie zugrunde, die sich in einer Botschaft zusammenfassen lässt: "Fair pay...please!" Sie kennzeichnet, dass sich das Unternehmen mit seinen Dienstleistungen als Mittler zwischen Gläubiger und Schuldner versteht.

Quelle: Pressemitteilung Intrum Justitia Holding GmbH

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