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35 % mehr Zeit für unbezahlte Arbeit als für Erwerbsarbeit

Archivmeldung vom 19.04.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.04.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Behördenschild des StatistischesnBundesamtes. Bild: Kandschwar / wikipedia.org
Behördenschild des StatistischesnBundesamtes. Bild: Kandschwar / wikipedia.org

Im Jahr 2013 hat die in Deutschland lebende Bevölkerung 35 % mehr Zeit für unbezahlte Arbeit aufgewendet als für bezahlte Erwerbsarbeit. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, ergibt sich daraus rechnerisch ein Wert für die unbezahlte Arbeit von 826 Milliarden Euro. Dieser Betrag für unbezahlt geleistete Arbeiten im Haushalt, bei der Betreuung und Pflege von Angehörigen sowie bei der Nachbarschaftshilfe und bei ehrenamtlichen Tätigkeiten liegt höher als die Nettolöhne und -gehälter aller Arbeitnehmer/-innen in Höhe von 780 Milliarden Euro.

Im Vergleich zu 1992 ist der Umfang an unbezahlter Arbeit trotz gestiegener Bevölkerung um 13 % zurückgegangen. Während 2013 rund 89 Milliarden Stunden von der Bevölkerung unbezahlt gearbeitet wurden, waren es 1992 noch 102 Milliarden Stunden. Mit rund vier Stunden am Tag leisten Frauen nach wie vor deutlich mehr an unbezahlter Arbeit als Männer, die auf gut 2,5 Stunden kommen. Im Jahr 1992 hatten Frauen täglich noch knapp fünf Stunden für unbezahlte Arbeit aufgewendet und Männer 2 3/4 Stunden. Der Rückgang an unbezahlter Arbeit ist damit vor allem auf den gesunkenen Zeitaufwand bei Frauen zurückzuführen.

Grundlage für die Angaben zur Zeitverwendung sind Haushaltsbefragungen. Darauf aufbauend wurde mit den Methoden der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) ein Satellitensystem Haushaltsproduktion erstellt, wodurch unmittelbar Vergleiche zu den gesamtwirtschaftlichen Größen der VGR möglich sind. Die Bruttowertschöpfung der Haushaltsproduktion wird aus dem Wert der Arbeitszeit sowie aus unterstellten Abschreibungen für die Nutzung der Wohnungseinrichtung und von Fahrzeugen für die Haushaltsproduktion ermittelt. Für das Jahr 2013 errechnet sich so eine Bruttowertschöpfung von 987 Milliarden Euro. Dies sind 39 % der im Bruttoinlandsprodukt (BIP) enthaltenen Bruttowertschöpfung (2 537 Milliarden Euro) von Wirtschaft und Staat in Deutschland. Im Jahr 1992 hatte die Bruttowertschöpfung der Haushaltsproduktion bei 688 Milliarden Euro gelegen. Sie hatte 45 % der im Bruttoinlandsprodukt gemessenen Bruttowertschöpfung (1 541 Milliarden Euro) entsprochen. Die Bruttowertschöpfung bei der Haushaltsproduktion hat sich zwischen 1992 und 2013 mit einem Anstieg um 43 % deutlich weniger erhöht als die Bruttowertschöpfung bei der Inlandsproduktberechnung (+ 65 %).

Dass die Bruttowertschöpfung der unbezahlten Arbeit trotz höherem Arbeitseinsatz deutlich unter der im Bruttoinlandsprodukt gemessenen Bruttowertschöpfung liegt, ist auf die deutlich höhere Kapitalintensität in Unternehmen und einen vergleichsweise niedrigen Ansatz für die Entlohnung der unbezahlten Arbeit zurückzuführen. Für die Bewertung der unbezahlten Arbeit wurde ein durchschnittlicher Nettostundenlohn für bezahlte hauswirtschaftliche Tätigkeiten in Höhe von 9,25 Euro angesetzt.

Die Erfassung und Bewertung der unbezahlten Arbeit dient der vollständigen Darstellung der Güterversorgung und wird als ein wichtiger Indikator zur Wohlfahrtsmessung angesehen.

Quelle: Statistisches Bundesamt (ots)

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