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Ausgebeutet zum Nulltarif

Archivmeldung vom 02.07.2004

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.07.2004 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Michael Dahlke

Arbeitsagenturen vermitteln Arbeitslose zu Trainingsmaßnahmen, die niemand bezahlt

Im Februar dieses Jahres setzte sich Harald K. wie so oft an den Computer in seinem Arbeitsamt und ging die dort angebotenen Stellen durch. Eine Offerte interessierte ihn: Gesucht wurde da ein Tischlermeister, der im Umgang und in der Ausbildung mit Jugendlichen über Erfahrung verfügt. Ausgeschrieben hatte die Stelle die Arbeitsagentur Berlin-Mitte. Welche Firma den Tischlermeister aber suchte, war aus dem Stellenangebot nicht zu erfahren. Die Bewerbungsunterlagen mußten direkt an die Agentur für Arbeit Berlin Mitte geschickt werden. Harald K. bewarb sich mit allen Unterlagen, Zeugnissen und Referenzen: »...hiermit bewerbe ich mich als Tischlermeister und Ausbilder. In meiner beruflichen Tätigkeit habe ich Kenntnisse und Erfahrungen in der Ausbildung mit Jugendlichen ...« Damit hatte er Erfolg. Die zuständige Sachbearbeiterin in Mitte legte dem Tischler mehrere Fragebögen vor, ohne aber zu sagen, wer denn der neue Arbeitgeber sein würde. Statt dessen erklärte sie ihm, daß er 14 Tage in der noch unbekannten Firma in »einer Maßnahme zur Eignungsfeststellung« arbeiten sollte. Das sei eine Voraussetzung dafür, daß er diese Stelle bekommen könne.

»Das kam mir zwar komisch vor, aber ich hatte ja keine Wahl, schließlich wollte ich die Arbeit. Außerdem verlangte das Sozialamt, daß ich diese Maßnahme mitmache«, erinnert sich Harald K. So unterschrieb er die Fragebögen zur Eignungsfeststellung. Kurz darauf erhielt Harald K. den Anruf der Firma »Pro Maxx« aus dem Berliner Wedding. Ja, erklärte ein Herr Specht, er könne von 22. März 2004 an für zunächst zwei Wochen bei ihnen die Arbeit aufnehmen. »Pro Maxx« ist ein Unternehmen, das unter anderem im sozialpädagogischen Bereich tätig ist, kommerzielle Schulungen und Seminare durchführt, aber auch sogenannte randständige Jugendliche betreut. Harald K. sollte als Ausbilder mit solchen Jugendlichen eine kleine Möbeltischlerei aufbauen. Er fühlte sich in seinem Element: Was wird gebraucht, wie wird eingerichtet, was wird gebaut? Harald K. entwickelte alles: »Ich habe da zwei Wochen gute Arbeit geleistet, und es hat mir auch Spaß gemacht.«

Dennoch teilte ihm Pro Maxx am 27. April brieflich mit: »Leider haben wir uns für einen anderen Bewerber entschieden.« Für die vierzehn Tage Arbeit hat Harald K. nicht einen Pfennig Aufwandsentschädigung erhalten und nicht einmal das volle Fahrgeld ersetzt bekommen. Die Jugendlichen erzählten ihm, daß es vor ihm bereits einem Zimmermannsmeister genauso ergangen war. Wenn er daran denkt, wird er noch heute wütend: »Wieso dürfen von der Bundesagentur vermittelte Facharbeiter von kommerziellen Unternehmen umsonst ausgenutzt werden«?

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