Douglas-Chefin Isabelle Parize: "Ich bin eine ganz starke Befürworterin der Quote"
Archivmeldung vom 03.05.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIsabelle Parize, eine der ganz wenigen Topmanagerinnen in Deutschland, fordert mehr Frauen an der Spitze deutscher Unternehmen. Die Douglas-Chefin befürwortet im Gespräch mit dem stern eine Quotenregelung. "Am Anfang meiner Karriere dachte ich, wir Frauen schaffen das allein, wir brauchen keine künstliche Krücke", sagte die Vorstandschefin des Kosmetik- und Drogerie-Riesen. "Aber mittlerweile bin ich eine ganz starke Befürworterin der Quote. Es ist der einzige Weg, die gläserne Decke zu durchbrechen." In ihrer Heimat Frankreich sei es ganz normal, wenn Mütter arbeiten, so Parize. In Deutschland sei das immer noch nicht so. Und trotz aller politischen Anstrengungen in den vergangenen Jahren erkennt die Managerin keine Besserung. "Es scheint mir immer noch sehr schwierig."
Auch auf das Kosmetik-Geschäft bezogen, verglich die Managerin deutsche und französische Frauen. "Die Deutschen mögen es reiner, purer. Die gehen viel entspannter mit ihrem Körper und ihrer Sexualität um, als wir in Frankreich", sagte Parize dem stern. Auch der Umgang mit dem Alter sei von Nation zu Nation sehr unterschiedlich: "In Frankreich kämpfen wir ab 18 mit allen möglichen Cremes gegen die Falten. Die Italienerinnen kaschieren sie mit einer dicken Schicht Make-up, und in Deutschland sagen die Frauen, die Falten sind ein Zeichen meiner Persönlichkeit und gehören zu mir." Auch außerhalb Europas gibt es spezielle kulturelle Eigenarten. "In Südkorea sind sie verrückt nach Hautpflege. Ich denke ja schon, wenn ich mit bis zu sechs verschiedenen Cremes pro Tag hantiere, bin ich am oberen Ende." Die Südkoreanerinnen verwenden aber täglich bis zu 25 Hautpflegeprodukte. Und auch im Nahen Osten benutzen die Frauen "sehr, sehr viel Kosmetik", erzählt Parize, "obwohl dort die Kleidung nahezu alles verhüllt."
Parize betonte außerdem, wie die Politik ihr Geschäft beeinflusse. So sei den Deutschen durch den Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt die Kauflaune vorübergehend verloren gegangen, erzählt Parize. "Keiner denkt über Schönheit und Geschenke nach, wenn draußen Terror droht und Menschen durch einen Verrückten ums Leben kommen." Die politische Weltlage habe auch Auswirkungen auf das Kosmetikgeschäft. "In Zeiten von Gewalt und Terror sehnen sich die Leute nach Geborgenheit." Die globale Wirtschaft werde als sehr aggressiv empfunden. Die Menschen wollen sich mit den weichen Gerüchen ihrer Kindheit beruhigen." Deswegen käme derzeit "keines, wirklich keines der momentan erfolgreichen Parfüms ohne eine süßliche Aromanote aus".
Quelle: Gruner+Jahr, STERN (ots)