Ifo: Beraterbranche hat Coronakrise abgehakt
Archivmeldung vom 05.01.2021
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Freigeschaltet durch André OttNachdem sich während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 die Stimmung bei Rechtsanwälten und Steuerberatern sowie Wirtschaftsprüfern deutlich eingetrübt hat, geht die große Mehrzahl der Berater jetzt mit Optimismus ins neue Jahr. Das signalisiert das Ifo-Beraterklima, welches das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut für das "Handelsblatt" berechnet hat.
Zum Jahresausklang notierte das saisonbereinigte Beraterklima bei 31,1 Zählern und damit fast genau auf dem Niveau von Februar 2020, als noch nicht absehbar war, welche weitreichenden Folgen die Pandemie für die deutsche Wirtschaft haben würde. "Die Branche ist bisher relativ gut durch die Coronakrise gekommen", erläuterte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Gegenwärtig seien 54 Prozent der Unternehmen mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Der Tiefpunkt war im April 2020, als dies nur rund 30 Prozent waren.
"Richtig unzufrieden mit den laufenden Geschäften ist derzeit nahezu kein Unternehmen der Beraterbranche." Der zweite Lockdown scheine keinen Einfluss auf die laufenden Geschäfte zu haben. Die vielen Hilfsaktionen der Regierung hätten offenbar einen erhöhten Bedarf an steuerlicher Beratung generiert, so Wohlrabe. "Wirecard und der Cum-Ex Skandal haben einen unschönen Schatten, insbesondere auf die Wirtschaftsprüfungsbranche, geworfen", sagte indes Steuerberaterpräsident Harald Elster dem "Handelsblatt". Es sei natürlich unfair, ausgehend vom Fehlverhalten einzelner, mit erhobenem Zeigefinger Anklage gegen den gesamten Berufsstand zu erheben. Schärfere gesetzliche Regulierungen hätten trotzdem nicht lange auf sich warten lassen, etwa höhere Haftungsgrenzen, unbegrenzte Haftung bei grober Fahrlässigkeit und die Verschärfung des Bilanzstrafrechts bei falschem "Bilanzeid". Das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) teilte dem "Handelsblatt" mit: "Die Regelungen zeugen von blindem Aktionismus, aber nicht von dem Willen, ähnliche Fälle von Bilanzbetrug in Zukunft zu verhindern oder zumindest zu erschweren."
Quelle: dts Nachrichtenagentur