Ifo-Chef Fuest warnt vor Trump
Archivmeldung vom 06.02.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer Präsident des Münchener Ifo-Instituts, Clemens Fuest, sieht in der Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump eine große Gefahr für das deutsche Wirtschaftsmodell. "Unsere über Jahrzehnte gewachsene internationale Handelsordnung, die stark auf Regeln und völkerrechtlichen Verträgen beruht, steht auf dem Spiel. Der Weg von einem regelbasierten System hin zu einem, wo es nur kurzfristig kündbare, bilaterale Deals gibt, ist eine große Gefahr für das deutsche Wirtschaftsmodell", sagte Fuest in einem Interview mit dem "Handelsblatt".
Die Einbindung in die Weltwirtschaft sei "eigentlich eine Stärke und eine wichtige Stütze unseres Wohlstands": "Aber in Zeiten protektionistischer Tendenzen ist die damit verbundene Exportabhängigkeit ein Risiko".
Den Vorwurf Trumps, Deutschland erschleiche sich über den schwachen Euro Wettbewerbsvorteile, weist Fuest zurück: "Dass der Euro-Kurs so niedrig ist, liegt ja nicht an Deutschland, im Gegenteil: Richtig ist, dass die deutschen Exportgüter heute vermutlich teurer wären, wenn Deutschland noch die D-Mark als Währung hätte", sagte er.
Man könnte argumentieren, dass die andauernde Euro-Krise den Euro-Kurs senke. "Aber zu behaupten, Deutschland hätte ein Interesse daran, dass die Krise anhält, weil es dann besser in die USA exportieren kann, ist offenkundiger Unsinn", so Fuest.
Langfristig läge es auch nicht im deutschen Interesse, eine unterbewertete Währung und einen aufgeblähten Exportsektor zu haben. Fuest fordert gerade jetzt, wo das globale politische und ökonomische so schwierig wird, Reformen in Deutschland.
Es stehe aber zu befürchten, "dass wir wieder einmal einen Wahlkampf erleben werden, bei dem es vor allem ums Umverteilen geht, weniger darum, wie wir das erwirtschaften, was dann verteilt werden soll. Mir scheint, dass die SPD sich mit Schulz an der Spitze entschlossen hat, die Steuerpolitik auf mehr Umverteilung auszurichten."
Quelle: dts Nachrichtenagentur