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Führende Ökonomen warnen vor Eskalation der Schuldenkrise

Archivmeldung vom 20.10.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.10.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Die Finanz- und Schuldenkrise in Europa könnte sich nach Meinung führender Ökonomen weiter verschärfen. Er fürchte, dass den Europäern das Schlimmste erst noch bevorsteht, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn der "Süddeutschen Zeitung" (Samstagausgabe).

"Wir kämpfen gerade an zwei Fronten. An der einen lässt sich die Finanzkrise mit immer mehr Geld ja noch irgendwie eindämmen. Die andere ist die Strukturkrise. Die mit Reformen zu lösen, ist viel schwieriger. Das wird uns noch viele Jahre beschäftigen", warnte Sinn. Wenn Europa Griechenland fallen lasse, drohe gar "ökonomisches Chaos", erklärte Michael Burda, der US-Ökonom und Professor an der Berliner Humboldt-Universität, bei einem Streitgespräch mit Sinn über die Folgen der Euro-Krise.

Europas Regierungen versuchen derzeit mit aller Macht, den Euro in seiner heutigen Form zu erhalten. Sinn glaubt, dass die Politik mit diesem Kurs scheitern wird. "Einige Länder sind unter dem Euro so teuer geworden, dass es für sie unmöglich ist, im Euro wettbewerbsfähig zu werden", sagt Sinn und plädiert für einen systematischen Mechanismus, der ein temporäres Ausscheiden von Krisenländern aus dem Währungsraum ermöglichen soll. "Wir brauchen die Möglichkeit, dass einzelne Staaten temporär aus dem Euro austreten und nach einer Abwertung wieder eintreten können", sagte Sinn weiter.

Vor allem Griechenland könne die nötigen Reformen im Euro-Raum nicht schaffen. Europa brauche nun einen noch größeren Schuldenschnitt - nicht nur in Griechenland. "Spanien hat ein riesiges Bankenproblem mit unglaublichen Bankschulden, die nicht gedeckt sind." Mit seinen Vorschlägen für einen Kurs der harten Hand stößt Sinn nicht nur auf heftigen Widerstand in der Politik, sondern auch unter Ökonomen.

"Die Politik wäre gut beraten, den Austritt Griechenlands gar nicht erst zu diskutieren. Austreten, abwerten, eintreten: Das funktioniert doch nur in der Theorie", warnt der Berliner Professor Burda. "In der Praxis ist das nicht beherrschbar. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es zu großen Bewegungen in Europa kommen wird. Nicht nur das Fluchtkapital wird in Deutschland Schutz suchen, sondern auch die Griechen selbst."

Burda spricht sich seinerseits dafür aus, den Krisenländern bei der Anpassung über eine leichte Inflation in Deutschland zu helfen. "Ich kann mir gut vorstellen, dass wir vier Prozent mehr Inflation über fünf Jahre tolerieren. Die Deutschen haben jahrelang Nullrunden erlebt, viele würden sich über eine Lohnerhöhung freuen", sagte Burda. "Mehr Inflation wird kommen, nicht jetzt, aber wohl in zwei oder drei Jahren."

Rösler: Deutschland haftet nicht für Schulden ausländischer Banken

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) ist davon überzeugt, dass auch nach Einführung der geplanten Bankenunion deutsche Sparer und Steuerzahler nicht für die Schulden ausländischer Banken haften müssen. "Der Plan zur Bankenaufsicht sieht vor, dass die Europäische Zentralbank beobachten und gegebenenfalls eingreifen kann, gerade damit dem Steuerzahler nichts aufgebürdet wird", sagte Rösler der "Bild am Sonntag".

rösler verwies in diesem Zusammenhang auf das Modell der Bafin in Deutschland. Zugleich beharrte der Vize-Kanzler darauf, dass Griechenland weitere Hilfen nur gegen den Nachweis von "Fortschritten bei den vereinbarten Reformen" bekommen wird. "Es bleibt beim Prinzip `Keine Leistung ohne Gegenleistung`", so Rösler. Dafür werde der Troika-Bericht maßgebend sein. Rösler unterstützt zudem den Vorschlag von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), die Hilfszahlungen der Geldgeber über ein Sperrkonto mit einem unabhängigen Treuhänder zu verwalten: "Das stärkt die Kontrolle und Transparenz gegenüber Griechenland."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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