Kartellrechtler erwartet keine Bedenken gegen Immobilien-Großfusion
Archivmeldung vom 26.05.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Kartellrechtler Rupprecht Podszun hält es für unwahrscheinlich, dass das Bundeskartellamt die angestrebte Fusion des Immobilienkonzerns Vonovia mit der Deutsche Wohnen blockiert. Mit dem traditionellen Ansatz würden die Kartellbehörden hier nicht intervenieren können, sagte Podszun dem "Handelsblatt".
In der Fusionskontrolle werde auf Marktanteile geschaut. "Selbst bei enger Marktabgrenzung sind die kombinierten Anteile von Vonovia und Deutsche Wohnen zu gering, um Marktmacht im kartellrechtlichen Sinn zu begründen." Diese beginne typischerweise bei 40 Prozent. Auch wenn es bei diesem Zusammenschluss zu einer "erheblichen Ballung wirtschaftlicher und politischer Macht" komme, würden die Kartellbehörden nicht viel ausrichten können, sagte Podszun weiter.
Das Kartellamt habe ja bei einem früheren Übernahmeversuch, der dann scheiterte, schon einmal genau diesen Fall geprüft. "Damals, 2015, hat die Behörde schon ohne Bedenken freigegeben", so der Kartellrechtler. Dabei seien solche Konzentrationen eigentlich genau das, wovor Fusionskontrolle ursprünglich schützen sollte. "Es macht mich durchaus nachdenklich, dass die Fusionskontrolle hier zahnlos bleibt", sagte Podszun.
"Aber dafür gibt es dann eben Mieterschutz in anderen Gesetzen." Vonovia-Chef Rolf Buch erwartet ebenfalls keine Bedenken der Kartellbehörden. "Unser Marktanteil dürfte auch nach dem Zusammenschluss bei etwa zwei Prozent liegen, das ist verschwindend gering", sagte Buch dem "Handelsblatt".
Er sei sich im Übrigen zusammen mit Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn "sehr wohl bewusst, dass wir gemeinsam noch eine größere Verantwortung haben - aber das wollen wir angehen, und ich denke, unsere Vorschläge sind richtig". Zahn ergänzte: Der Konzern, der hier entstehe, habe als europäische Nummer eins die Kraft, Verantwortung zu tragen. "Wir entwickeln im Immobiliensegment die richtigen Antworten auf Herausforderungen wie den Klimawandel, den demografischen Wandel oder den Wohnungsmangel", sagte Zahn dem "Handelsblatt".
Quelle: dts Nachrichtenagentur