KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Konjunktur ohne klare Richtung
Archivmeldung vom 04.12.2019
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Freigeschaltet durch André OttDie deutsche Wirtschaft konnte im Sommer zwar einer technischen Rezession entgehen, eine klare Richtung ist allerdings noch nicht erkennbar. Das Geschäftsklima im Mittelstand bewegt sich weiterhin eng an seinem langfristigen Durchschnittsniveau entlang.
Konkret steigt der zentrale Indikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers im November um nahezu vernachlässigbare 0,3 Zähler auf 0,1 Saldenpunkte. Die Urteile zur aktuellen Geschäftslage ziehen dabei um 0,2 Zähler auf 10,0 Saldenpunkte an. Gleichzeitig hellen die Erwartungen um 0,3 Zähler auf, mit nun -9,3 Saldenpunkten dominiert der Pessimismus jedoch weiterhin.
In den Großunternehmen verbessert sich die Stimmung im November etwas deutlicher als im Mittelstand. So korrigieren die großen Unternehmen ihre Erwartungen um 1,1 Zähler auf -14,1 Saldenpunkte nach oben, während ihre Geschäftslageurteile um 0,9 Zähler auf -7,8 Saldenpunkte steigen. Alles in allem zieht deren Geschäftsklima auf -10,9 Saldenpunkte an; das sind 1,1 Zähler mehr als im Vormonat. Die Stimmung in den großen Unternehmen fällt damit nicht mehr ganz so trübe aus, sie bleibt jedoch klar unterdurchschnittlich und auch weit hinter dem mittelständischen Pendant zurück. Dahinter stehen - bei gleichermaßen pessimistischen Erwartungen - im Wesentlichen deutliche Unterschiede bei den Urteilen zur aktuellen Geschäftslage.
Während die exportorientierten großen Unternehmen ihre Geschäftslage angesichts des schwierigen außenwirtschaftlichen Umfelds mehrheitlich negativ bewerten, geben die binnenwirtschaftlich ausgerichteten Mittelständler vor dem Hintergrund der soliden Inlandsnachfrage mehrheitlich positive Geschäftslageurteile zu Protokoll. Diese gespaltene Wirtschaftsentwicklung ist noch längst nicht überwunden.
Die jüngste Verbesserung der industriellen Exporterwartungen (Mittelständler: +2,3 Zähler auf -10,8 Saldenpunkte; Großunternehmen: +2,9 Zähler auf -9,2 Saldenpunkte) ist in diesem Zusammenhang allenfalls ein kleiner Hoffnungsschimmer, der laut Dr. Fritzi Köhler-Geib, der neuen Chefvolkswirtin der KfW, mit Vorsicht zu genießen ist: "Hier dürfte nicht nur die zuletzt spürbar gesunkene Wahrscheinlichkeit eines harten Brexit eine Rolle gespielt haben, sondern auch die in Aussicht gestellte erste Teileinigung im US-chinesischen Handelsstreit. Inwieweit die Entspannung dauerhaft trägt, bleibt jedoch angesichts der Unberechenbarkeit der aktuellen US-Administration wie auch der vielen nach wie vor ungelösten Fragen im künftigen Verhältnis der EU zum Vereinigten Königreich abzuwarten." Alles in allem gehe sie davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2019 um 0,5 % und 2020 um 0,9 % wachsen werde. Dabei sei die Wachstumsbeschleunigung im kommenden Jahr allein dem Produktionsplus aus vier zusätzlichen Arbeitstagen zu verdanken und bedeute deshalb noch keine echte Erholung der Konjunktur, so Köhler-Geib.
Quelle: KfW (ots)