stern.de: Merz kassiert als Bank-Berater Tageshonorar von 5000 Euro
Archivmeldung vom 13.04.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer ehemalige CDU/CSU-Fraktionschef Friedrich Merz bezieht als Veräußerungsbeauftragter der WestLB ein Tageshonorar von 5000 Euro. Das berichtet stern.de unter Berufung auf interne Unterlagen des staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin. Der Soffin sowie die Alteigentümer der nordrhein-westfälischen Landesbank, darunter die Landesregierung und die örtlichen Sparkassenverbände, hatten Merz im Juni 2010 beauftragt, einen Käufer für das Institut zu finden. Der vom Bund kontrollierte Soffin hatte die WestLB vor einem Jahr mit einer stillen Einlage über drei Milliarden Euro gestützt.
Die Eigentümer, die auch die Honorarsumme bezahlen müssen, hätten den Tagessatz von 5000 Euro "als marktüblich akzeptiert", heißt es in einem internen Soffin-Vermerk, der stern.de vorliegt. Laut dem Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) ist ein Tagessatz wie im Fall Merz nicht völlig unüblich, aber "an der oberen Grenze". Der SPD-Haushaltspolitiker Carsten Schneider sagte stern.de: "Man muss nicht den Maximalgewinn machen, wenn man öffentliche Einrichtungen berät, bei denen der Staat mit einem großen Risiko reingeht. Ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl ist da sicher möglich."
Weder Merz noch Soffin und Alteigentümer wollten sich offiziell zu der Höhe des Tageshonorars äußern. Merz, der heute als Wirtschaftsanwalt tätig ist, ließ durch seine Kanzlei Mayer Brown mitteilen, dass "über die Details der Beauftragung" zwischen den Beteiligten "Stillschweigen vereinbart worden" sei. "Zu einzelnen Mandaten dürfen wir leider keine Stellung nehmen", erklärte der Soffin gegenüber stern.de
Die in den vergangenen Tagen von verschiedenen Zeitungen genannte Summe von 27 Millionen, die angeblich allein im Jahr 2010 an Merz und weitere Berater im WestLB-Verkaufsprozess geflossen sei, wurde - anders als der Tagessatz von 5000 Euro - von verschiedenen Beteiligten dementiert. Der Soffin kann diese Zahl nach eigenen Angaben "nicht nachvollziehen" und auch Merz' Kanzlei ließ mitteilen, dass die Zahl von 27 Millionen aus ihrer Sicht "jeglicher Grundlage" entbehre.
Quelle: stern.de