Webasto-Chef rechnet mit wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus
Archivmeldung vom 07.02.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.02.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDer Chef des Autozulieferers Webasto, Holger Engelmann, rechnet mit spürbaren wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus. "Ich gehe davon aus, dass die Lage in China Auswirkungen auf unsere Geschäftszahlen haben wird", sagte Engelmann der "Süddeutschen Zeitung". Das genaue Ausmaß könne er "noch nicht abschätzen."
Der Zulieferer aus dem Gautinger Ortsteil Stockdorf bei München, der Dächer, Heizungen, Batterien und Ladestationen für Autos baut, hat elf Standorte in China, die derzeit wegen der Verbreitung des Virus geschlossen sind - "ebenso wie die anderer Unternehmen, und das mindestens bis zum 9. Februar", so der Webasto-Chef.
Bei den Fabriken in der vom Virus besonders betroffenen Provinz Hubei werde es "wohl länger dauern. Bis der Betrieb in China wieder einigermaßen läuft, könnte es bis Anfang März dauern", sagte Engelmann. Daher werde es insgesamt ein "sportliches" Jahr 2020: "Die allgemeine Konjunkturlage, Handelsstreitigkeiten, die Transformation der Automobilbranche und jetzt auch noch China und das Coronavirus. Ich kann mir ein schöneres Potpourri vorstellen", so der Webasto-Chef weiter. Das Unternehmen werde nun seine Lieferketten überprüfen. "Es ist grundsätzlich unser Prinzip, im Markt für den Markt zu produzieren und Komponenten einzukaufen. Wir werden dieses Prinzip sicherlich weiter optimieren und damit noch regionaler agieren", so Engelmann.
Auf die Frage, ob die Ereignisse in China die Globalisierung ein Stück weit zurückdrehen würden, sagte der Webasto-Chef: "Das würde ich nicht ausschließen, ist aber davon abhängig, wie schnell China in der Lage ist, die Lieferketten wieder herzustellen."
Webasto ist selbst schwer von der Ausbreitung des Virus betroffen. Seitdem sich eine Mitarbeiterin aus China im Januar als Gast in der Unternehmenszentrale aufgehalten hatte, werden eine Reihe von Infektionen in Bayern direkt oder indirekt auf jenen Besuch zurückgeführt. Ein großer Teil der mehr als 1.000 Webasto-Mitarbeiter aus der Stockdorfer Zentrale arbeitet derzeit im Homeoffice, erst am kommenden Mittwoch soll hier der normale Betrieb wieder aufgenommen werden. Engelmann zeigte sich enttäuscht über den Umgang mit Webasto-Mitarbeitern in den vergangenen Wochen. So sei vereinzelt Kindern von Webasto-Angestellten der Besuch des Kindergartens verwehrt worden, benachbarte Unternehmen schickten Mitarbeiter, deren Angehörige bei Webasto arbeiten, wieder nach Hause.
"Hier ging es um Mitarbeiter, die nicht der Risikogruppe angehörten", sagte Engelmann der "Süddeutschen Zeitung". Man sei "von Anfang an sehr offen" mit dem Thema umgegangen und habe "viel und schnell informiert, nach innen wie nach außen." Er könne verstehen, "dass jeder für sich, gerade rund um unsere Zentrale, Ängste" habe. "Ich würde mir wünschen, dass die Menschen etwas abgeklärter damit umgehen. Wenn Transparenz zur Ausgrenzung Unbeteiligter führt, ist es nicht unbedingt ein Ansporn, beim nächsten Mal ähnlich offen zu informieren", so der Webasto-Chef.
Quelle: dts Nachrichtenagentur