Gesamtmetall-Chef: Nach Jahren der "Verteilungsparty" gibt es in Tarifrunde 2016 wenig zu verteilen
Archivmeldung vom 16.01.2016
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.01.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Beschäftigten in der Metallindustrie müssen sich, nach Ansicht der Arbeitgeber, auf eine neue Lohn-Bescheidenheit einrichten. Für die Tarifrunde 2016 kündigte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) an: "Es wird keinen so optimistischen Abschluss geben können wie 2015."
Im vergangenen Jahr war eine Lohnsteigerung von 3,4 Prozent vereinbart worden. Man könne sich 2016 "Höhenflüge wirklich nicht leisten". Mitverantwortlich dafür sei auch "die zurückliegende zweijährige Verteilungsparty der Großen Koalition". Er erinnerte an Rentenpaket, Mindestlohn, Frauenquote und Mütterrente. "Das alles kostet Deutschland enorm viel Geld. Deshalb gibt es jetzt auch weniger zu verteilen." Zudem erlebe Deutschland "einen Scheinaufschwung". Wachstum und Aufschwung basierten "auf günstigen externen Faktoren wie dem niedrigen Euro-Kurs oder dem preiswerten Öl". Dulger verwies dabei auch auf ein massives Missverhältnis in der Tarifpolitik. "Seit Beginn der internationalen Finanzmarktkrise 2008 haben wir eine Lohnsteigerung in der Metall- und Elektroindustrie von 20 Prozent erlebt, die eigentliche Produktivität ist in dieser Zeit aber nur um zwei Prozent gestiegen." Er wolle damit nicht sagen, dass deshalb die Löhne eigentlich um 18 Prozent gesenkt werden müssten, aber: "Ich will nur eins klarstellen: In den letzten Jahren haben wir großzügig die reale Kaufkraft unserer Mitarbeiter gesteigert. 2016 müssen wir in der Tarifpolitik extrem vorsichtig sein". Außerdem warnte Dulger vor einer "plumpen Gleichmacherei" bei der Tarifpolitik. Es gebe "unterschiedliche Tarifregionen mit unterschiedlicher wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit". Dies gelte auch nach 25 Jahren Wiedervereinigung mit Blick auf Ostdeutschland. Diese unterschiedlichen Zonen müssten jetzt "auch so bleiben, sonst wären die Unternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig".
Quelle: Redaktionsnetzwerk Deutschland (ots)