Deutsche streiken deutlich mehr
Archivmeldung vom 02.05.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Streikneigung in Deutschland nimmt seit der Finanzmarktkrise deutlich zu. Das belegen neue Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA), die der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorliegen. Nach der Jahresstatistik 2012 hat sich die Zahl der insgesamt an Streiks beteiligten Arbeitnehmer schon im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt.
Insgesamt zählte die BA für das vergangene Jahr 35.702 Arbeitnehmer, die an Ausständen beteiligt waren. 2011 waren es 14.259 gewesen. Eine stark zunehmende Bedeutung gewannen dabei solche Arbeitsniederlegungen, die statistisch als "Bagatellstreiks" geführt werden. Das sind zum Teil konventionelle Warnstreiks, darunter fallen aber auch folgenreiche Streikaktionen von Flug- und Vorfeldlotsen im Luftverkehr. Die Zahl der an solchen Kurzstreiks beteiligten Arbeitnehmer erhöhte sich binnen Jahresfrist von knapp 3.000 auf rund 13.500. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt wertete gegenüber der F.A.Z. die Daten als Beleg dafür, dass der Gesetzgeber den Aktionsradius von Berufsgewerkschaften begrenzen müsse. Ursache für die steigenden Streikzahlen sei zu einem "wesentlichen Teil der Wegfall der Tarifeinheit und dadurch möglich gewordene tarifeinheitswidrige Streiks", sagte Hundt. Beispielsweise hätten beim Lotsenstreik am Frankfurter Flughafen vor einem Jahr gerade einmal 160 Vorfeldlotsen den Betrieb mit 20.000 Mitarbeitern zum Erliegen gebracht, so Hundt zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Solche Arbeitskämpfe bringen die Tarifpartnerschaft in Verruf", warnte Hundt. Es sei nicht akzeptabel, wenn kleine Minderheiten in Unternehmen trotz gültiger Tarifverträge den Betrieb lahmlegen könnten. "Deshalb muss umgehend eine gesetzliche Regelung zur Tarifeinheit geschaffen werden", sagte er.
Quelle: dts Nachrichtenagentur