adidas leugnet Wahrheit über Arbeitsbedingungen und ignoriert Kritik
Archivmeldung vom 01.07.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWährend adidas im Laufe der Fußball-WM seinen Gewinn kontinuierlich steigert, sitzt der Konzern die Kritik an seiner Beschaffungspraxis aus. Die Folge: Frauen in den weltweiten Zulieferbetrieben hungern weiter - so die scharfe Kritik der Kampagne für 'Saubere' Kleidung (Clean Clothes Campaign/CCC).
Ein Gewinner bei der WM steht bereits fest: adidas,
WM-Hauptsponsor und Ausrüster der beiden Viertelfinalisten
Argentinien und Deutschland. Kritik an miserablen Arbeitsbedingungen
in Zuliefererbetrieben ignoriert der Weltkonzern einfach - ebenso wie
kritische Anfragen von KonsumentInnen. Am 11. Mai wurden dem
Vorstandsvorsitzenden Herbert Hainer bei der Aktionärsversammlung
Tausende Protestkarten mit der Forderung nach existenzsichernden
Löhnen überreicht. Doch bis heute gibt es keine Antwort aus
Herzogenaurach. "Während sich die Fußball-Weltmeisterschaft dem
Finale zu bewegt, wissen die Frauen, die die Drei-Streifen in die
Trikots nähen, nicht, wie sie die Familie satt bekommen sollen," so
Sandra Dusch Silva von der Christlichen Initiative Romero (CIR).
adidas sei es gelungen, ein positives Image aufzubauen. So lobte die
Stiftung Warentest jüngst die Unternehmensverantwortung von adidas:
Das Unternehmen kümmere sich "engagiert" um die Beschäftigten und sei
stark um Transparenz bemüht, so das Urteil der Stiftung Warentest
(Ausgabe 6/2006). "Die Zustände vor Ort sprechen aber eine andere
Sprache", kritisert Dusch Silva. Beispiel: Der Fall Hermosa. In dem
adidas-Zuliefererbetrieb Hermosa im mittelamerikanischen El Salvador
waren im vergangenen Jahr alle ArbeiterInnen entlassen worden, weil
sie sich gegen die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen beim
adidas-Produzenten Hermosa wehrten. Die Sprecherin der
Hermosa-ArbeiterInnen Estela Ramirez, die im Mai auf Rundreise durch
Deutschland war und sich auch mit dem Weltdirektor für Soziales von
adidas, Henke, traf, verlor mittlerweile selbst ihre Wohnung. Seit
nun über einem Jahr kämpfen die Frauen für ihre Rechte auf den
Straßen El Salvadors. "adidas versucht sich aus der Verantwortung zu
stehlen, indem der Konzern behauptet, gar nicht mehr in Hermosa
produziert zu haben. Das aber stimmt nicht. Uns liegen Aussagen von
ArbeiterInnen und Dokumente vor, die belegen, dass adidas die
Unwahrheit sagt", so Dusch Silva - "adidas leugnet die Wahrheit über
die miserablen Arbeitsbedingungen und ignoriert die Kritik".
Internationale Unterstützung erhalten die ArbeiterInnen unter anderem
von der Kampagne für 'Saubere' Kleidung. Die Kampagne brachte den
Fall in die Öffentlichkeit, doch bis heute hat sich die Situation der
Frauen nicht verbessert "Es ist ein Skandal, dass adidas die
WM-Gewinne feiert und gleichzeitig die Verantwortung für die
NäherInnen ignoriert," so Maik Pflaum von der Christlichen Initiative
Romero (CIR). Er hat die Frauen im September 2005 in El Salvador
getroffen und versucht seither, adidas zu Entschädigungszahlungen für
die NäherInnen zu bewegen.
Quelle: Pressemitteilung Clean Clothes Campaign/CCC