Die schwierige Lage des deutschen Pharmahandels
Archivmeldung vom 01.07.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Organisation des Pharmagroßhandels funktioniert reibungslos. Die Apotheken werden jeden Tag mehrmals mit Medikamenten beliefert.
So kann der Bedarf an Arzneimitteln zu jeder Zeit gedeckt werden, egal ob es sich hierbei um akut benötigte Arzneimittel oder die immer beliebter werdenden homöopathischen Kügelchen handelt. Aufgrund dieser optimalen Versorgung sind die Bürger und Apotheken mit der derzeitigen Situation sehr zufrieden. Diese Organisation stellt jedoch für die Pharmagroßhändler einen enormen Kostenfaktor dar, der sich mittlerweile kaum mehr mit den aktuellen Umsätzen decken lässt. Der Pharmahandelskonzern Celesio musste im Jahr 2013 sogar Verluste verkraften. Um diese roten Zahlen in Zukunft zu vermeiden, erwägen die Pharmagroßhändler nun, globale Allianzen mit den Konkurrenten aus den Vereinigten Staaten einzugehen. Zusätzlich ist eine Neigung hin zur Deregulierung der Märkte zu verzeichnen.
Gesundheitspolitische Vorgaben verhindern Preisverhandlungen
Die strikte Regulierung des Pharmahandels ist die Ursache für seine prekäre Situation. Die Preise werden im Großhandel der Pharmabranche nicht, wie sonst üblich, vom Markt selbst reguliert, sondern sie werden von gesundheitspolitischen Vorgaben diktiert. Diese Regulierung wirkt bereits ab der Herstellung der verschreibungspflichtigen Arzneimittel. Der Preis für ebendiese wird vom Staat vorgegeben, sodass keine Preisverhandlungen möglich sind. Der einzige Spielraum, der den Pharmagroßhändlern gewährt bleibt, ist die Gestaltung ihrer Rabattaktionen gegenüber den Apothekern. Die Konsequenz aus dieser Organisation ist jedoch, dass sich die Großhändler gegenseitig unterbieten, um die Kunden für sich zu gewinnen. Wer am Schluss den Auftrag an Land ziehen kann, verzeichnet mit diesem, aufgrund der massiven Rabattaktionen, kaum Gewinne.
Sind globale Kooperationen die Lösung?
Die derzeitige Situation schreit nach einer Neugestaltung des Pharmagroßhandels. Viele Händler betreiben derzeit eigene Apotheken, um überhaupt schwarze Zahlen schreiben zu können. Der Pharmahandelskonzern Celesio führt über 1.600 Apotheken in England unter der Marke „Lloydspharmacy“. Hierzulande ist dieses neuartige Konzept zwar noch nicht genehmigt, jedoch sehen Experten in Deutschland eine Deregulierung der Märkte kommen, wie sie auch bereits in vielen anderen Ländern stattgefunden hat. Markus Pinger, der frühere Konzernchef von Celesio, rät den unabhängigen Apothekern dringend zu einem globalen Apotheken-Netzwerk. Solch ein Netzwerk würde die Wettbewerbsfähigkeit stärken und trotzdem die Unabhängigkeit der einzelnen Apotheker wahren. Des Weiteren würde solch ein Apotheken-Netzwerk den Kunden eine gewisse Orientierung bieten und dadurch könne eine intensive Kundenbindung gepflegt werden, von welcher beide Seiten in hohem Maße profitieren würden.