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Studie: Deutsche Vorstandschefs haben immer noch wenig Auslandserfahrung

Archivmeldung vom 11.05.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.05.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann/AllSilhouettes.com / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann/AllSilhouettes.com / pixelio.de

Wer es in Deutschland nach ganz oben schaffen will, braucht in der Regel entweder das richtige Studium oder die entsprechende soziale Herkunft. Das legt laut der "Welt am Sonntag" eine aktuelle Studie des renommierten Sozialforschers Michael Hartmann von der TU Darmstadt nahe. Der Soziologe hat die Rekrutierungswege der deutschen Elite untersucht.

Besonders selektiv gehen demnach Firmen der Privatwirtschaft bei der Besetzung von Spitzenpositionen vor: Insgesamt 83 Prozent der Vorstands- oder Aufsichtsratschefs kommen aus dem Bürgertum oder Großbürgertum. In öffentlichen Unternehmen, wo die Entscheidung über das Spitzenpersonal immer auch ein Politikum ist, dominiert hingegen mit knapp 54 Prozent der Nachwuchs aus den Mittelschichten. Zum Bürgertum zählen dabei größere Unternehmer ab zehn Beschäftigten, leitende Angestellte, höhere Offiziere und Beamte sowie alle akademischen Freiberufler. Das Großbürgertum umfasst Unternehmer ab 100 Beschäftigten, Vorstände oder Geschäftsführer größerer Firmen, hohe Beamte und Militärs, sowie reiche Freiberufler. Bestandteil der Mittelschicht sind unter anderem gehobene Beamte oder kleine Selbstständige. Dass hingegen ein Arbeiterkind in der Privatwirtschaft den Aufstieg zum Top-Manager schafft, ist noch immer extrem selten: Nur knapp sechs Prozent der insgesamt 405 Personen, die zum Zeitpunkt der Untersuchung Vorstands- oder Aufsichtsratschefs in großen deutschen Privatunternehmen waren, ist in einer Arbeiterfamilie aufgewachsen.

Wie aus der Untersuchung weiter hervorgeht, ist die deutsche Elite auch wenig international aufgestellt. So liegt die Anzahl ausländischer Manager in Top-Positionen bei gerade einmal sechs Prozent. Gleichzeitig verfügen die deutschen Vorstandschefs und Aufsichtsratsvorsitzenden nur zu einem geringen Teil über mehrjährige Auslandserfahrungen. Das gilt insbesondere für die Bereiche Industrie, Handel und Dienstleistung, wo nicht einmal 30 Prozent der Vorstandschefs länger im Ausland war. Etwas besser stehen der Finanzsektor und insbesondere die Banken da, wo immerhin gut 45 Prozent der Topmanager für längere Zeit Auslandserfahrung gesammelt haben. Auch in den Spitzen von Politik, Verwaltung und Medien ist es um die internationale Erfahrung des Spitzenpersonals eher dürftig bestellt. "Die deutschen Eliten sind alles in allem immer noch sehr deutsch", sagt Hartmann. Unverzichtbar für den Aufstieg in höchste Positionen ist hingegen nach wie vor ein Studium. Allerdings haben sich die Präferenzen gewandelt. Während die Juristen bis Mitte der Neunziger Jahre noch ein Drittel der Vorstandschefs stellten, haben nun gerade einmal elf Prozent noch eine solche Vorbildung. Stattdessen dominieren heute die Wirtschaftswissenschaftler. Ihr Anteil in den Chefetagen ist von einem Viertel in den Siebzigern auf über 43 Prozent gestiegen. "Die Juristen haben den Anschluss verschlafen und gerade in der Wirtschaft ihr traditionelles Image als Generalisten verloren. Dieser Bedeutungsverlust wird wohl unumkehrbar sein", sagt Hartmann. Wer als Arbeiter- oder Mittelschichtskind den Sprung in die Wirtschaftselite erreichen wolle, werde das eher über BWL, VWL oder ein technisch-naturwissenschaftliches Fach schaffen: "Die Zeit von Jura als Herrschaftswissenschaft ist vorbei."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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