Verdi will trotz der Krise höhere Löhne durchsetzen
Archivmeldung vom 27.10.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will trotz der Wirtschaftskrise Lohnerhöhungen durchsetzen. "Lohnverzicht ist in einer Zeit, in der wir uns am Rande einer Deflation bewegen, der falsche Weg", sagte Verdi-Chef Frank Bsirske den Zeitungen der Essener WAZ-Gruppe.
"Zudem gibt es auch Branchen wie den Energiebereich, die gute Gewinne machen. Für uns bleibt der Ausgleich von Preissteigerung und Produktionszuwachs der Maßstab", fügte Bsirske hinzu. Der Verdi-Vorsitzende widersprach damit indirekt IG Metall-Chef Berthold Huber. Huber hatte gesagt, mit der klassischen Formel für Tarifverhandlungen, die sich aus Inflation und Produktivität zusammensetze, werde man diesmal nicht weiterkommen. Die IG Metall plane keine Lohnforderungen im üblichen Sinn, sondern werde die Priorität auf den Erhalt von Arbeitsplätzen legen, so Huber. Damit setzen die beiden größten deutschen Gewerkschaften deutlich andere Akzente. Auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) will in den kommenden Tarifrunden den Erhalt von Jobs in den Vordergrund rücken, wie Peter Hausmann, Mitglied des geschäftsführenden IG BCE-Hauptvorstands, der WAZ sagte. Die Lage in den Branchen sei allerdings sehr unterschiedlich. "Es gibt Betriebe, denen es schon wieder gut geht, andere stecken noch in großen Schwierigkeiten", sagte Hausmann. Die Forderungen für die Chemie-Tarifrunde 2010 will die IG BCE - Deutschlands drittgrößte Gewerkschaft - am 23. November beschließen. Der nordrhein-westfälische IG Metall Oliver Burkhard erklärte, es gehe "sehr stark um passgenaue Job-Pakete" in der nächsten Tarifrunde. "Natürlich werden wir dabei auch über Geld sprechen, schließlich zahlen die Beschäftigten heute schon für die Krise", sagte Burkhard der WAZ-Gruppe.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung