Trotz Sanktionen: Etliche russische Schiffe in deutschen Häfen
Archivmeldung vom 19.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićTrotz der Sanktionen gegen Russlands Handelsflotte erreichen weiterhin zahlreiche Schiffe aus dem Land deutsche Seehäfen und Schleusen. Seitdem die Europäische Union wegen des Angriffs auf die Ukraine Schiffe unter russischer Flagge ausgesperrt hat, hat Deutschland in 132 Fällen Ausnahmegenehmigungen von dieser Vorschrift erlassen. Das berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.
2022 durften demnach 80, vergangenes Jahr 38 und seit Jahresbeginn 14
russische Schiffe die Bundesrepublik anlaufen. Zur Einordnung: 2021, vor
Inkrafttreten der Sanktionen, gab es 365 Ankünfte in deutschen Häfen.
Die Ausnahmen für die insgesamt rund 2.800 Schiffe starke russische
Flotte betreffen überwiegend Kauf, Einfuhr und Transport
landwirtschaftlicher Produkte wie Düngemittel, Lebensmittel oder
medizinisch-pharmazeutischer Waren. Genehmigungen gibt es auch für
Rohstoffe oder chemische Erzeugnisse. Viele Ausnahmen behandelten zudem
den Nord-Ostsee-Kanal, der Schleswig-Holstein etwa in der Mitte teilt.
Benjamin
Hilgenstock, Sanktionsexperte an der privaten ukrainischen Kyiv School
of Economics, kritisiert die Genehmigungen. Der Seehandel mit der
Europäischen Union sorge zwar nur für einen kleinen Teil der russischen
Exporterlöse, aber beim Durchsetzen der Strafmaßnahmen gehe es auch um
"eine Frage der Glaubwürdigkeit". Die Einfuhren seien aus europäischer
Sicht schlicht überflüssig: "Wir sind nicht auf das angewiesen, was auf
diesem Weg aus Russland kommt", sagte er. Die sieben führenden
Industrienationen (G7) halten die Ausnahmen für notwendig.
Quelle: dts Nachrichtenagentur