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MDR-Magazin "Umschau" zu dubiosen Geschäften mit Solaranlagen: Neckermann-Erbin bangt um guten Ruf

Archivmeldung vom 20.10.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.10.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Kurt Bouda / pixelio.de
Bild: Kurt Bouda / pixelio.de

Die Versandhauserbin Marlene Neckermann fürchtet um ihren Ruf. Zahlreiche Anleger, die bei Neckermann-Firmen in Solaranlagen investiert hatten, beklagen ausbleibende Zinszahlungen und wollen ihr Geld zurück. Das berichtet das MDR-Magazin "Umschau" in seiner aktuellen Ausgabe. Die Versandhauserbin stellt klar, dass sie nichts mit diesen Finanzgeschäften zu tun hat und dass sich die betroffenen Anleger an die Unternehmer Reiner H. und Andreas B. wenden sollen.

Marlene Neckermann hat nach eigenen Angaben 2012 dem Geschäftsmann Reiner H. vertraglich die entgeltliche Nutzung des Namens "Neckermann" für Firmengründungen gestattet. Dafür bekam sie einmalig 100.000 Euro und war am Umsatz beteiligt. Reiner H. und Andreas B. gründeten u.a. die "Neckermann SynEnergy", "Neckermann Neue Energien" und "Neckermann Solar" und vertrieben Investments in Solaranlagen. Nach den Beschwerden der Anleger hat Marlene Neckermann im April 2015 den Namensnutzungsvertag fristlos gekündigt und Reiner H. untersagt, ihren Familiennamen zu benutzen.

Neben den Neckermann-Firmen gehören zur Firmengruppe von Reiner H. und Andreas B. auch "Solar 9580", "Sunrise Energy" und "Bio Block Kraft". Die Firmen von Reiner H. und Andreas B. hatten den Anlegern in Prospekten versprochen, dass deren Geld u.a. in genau bezeichnete Solaranlagenstandorte investiert wird. Dafür sollten sie eine Rendite von bis zu 13 Prozent bekommen. U.a. war versprochen, eine Solaranlage auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in San Gavino Monreale (Sardinien) zu bauen. Vorort-Recherchen des MDR-Magazins "Umschau" ergaben, dass dort keine Solaranlage entstanden und auch nicht geplant ist. In einer Stellungnahme des Anwalts von Reiner H. und Andreas B. heißt es: "Alle Module von Solaranlagen, in die Investoren unmittelbar investiert haben, wurden ge-baut." Ein Existenznachweis für die verkauften Anlagen wurde vom Anwalt bislang nicht erbracht. Zudem ergaben die Recherchen des MDR-Magazins, dass einige der Fotos von Referenzobjekten in den Werbeprospekten ent-weder gefälscht wurden oder sie zeigen Objekte, die nicht den Firmen von Reiner H. und Andreas B. gehören.

Nach Bewertung von Elmar Ruf vom Bundesverband Deutscher Energieberater ist es unmöglich, das angebotene Geschäft mit Solaranlagen z.B. in Italien unter den aktuellen Bedingungen wirtschaftlich zu führen und schon gar nicht, die versprochene Rendite von bis zu 13 Prozent zu erzielen.

Es liegt der Verdacht nahe, dass es sich bei den Finanzgeschäften mit Solaranlagen um ein Schneeballsystem handelt. Wie viele Anleger ihr Geld den Firmen von Reiner H. und Andreas B. anvertraut haben und wie groß der Schaden ist, lässt sich derzeit nicht genau beziffern. Nach internen Angaben von "Solar 9580", "Sunrise Energy GmbH" und "Bio Block Kraft GmbH", die dem MDR vorliegen, haben diese Firmen bis Ende 2013 fast 60 Millionen Euro von Anlegern eingesammelt. Hinzu kommen die Geschäfte der Neckermann-Firmen. Wo das Geld der Anleger geblieben ist, ist unklar. Nach zahlreichen Strafanzeigen ermittelt jetzt auch die Staatsanwaltschaft gegen Reiner H. und Andreas B. Ende Juli 2015 gab es das erste zivilrechtliche Urteil (Amtsgericht Schwäbisch Hall) gegen Reiner H., den Inhaber der Solar 9580, wegen ausstehender Zinszahlungen. Weitere Verfahren sind anhängig.

Quelle: MDR (ots)

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