Energiekrise macht Standort Deutschland attraktiver
Archivmeldung vom 17.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Anstieg der Energiepreise macht den Standort Deutschland für den Mittelstand wieder attraktiver. Knapp jedes vierte mittelständische Unternehmen glaubt, dass die Produktion im Inland gegenüber der Beschaffung in Ländern wie China oder Indien wegen der gestiegenen Transportkosten wieder an Bedeutung gewinnt.
Dies geht aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) von 509 mittelständischen Unternehmen hervor. Die Umfrage wurde zwischen 10. und 15. Juli 2008 durchgeführt.
Der Trend könnte sich verstärken, wenn Energie- und Rohstoffpreise bis Dezember weitersteigen und sich damit die Logistikkosten erhöhen. Davon gehen neun von zehn befragten Unternehmen aus. Knapp die Hälfte der Firmen erwartet eine Teuerung um mindestens 10 Prozent, gut jedes zehnte Unternehmen hält sogar Preissteigerungen um 30 Prozent und mehr für möglich. Dabei leidet bereits heute jeder zweite Mittelständler nach eigener Einschätzung stark oder sogar sehr stark unter den hohen Energiepreisen.
"Die langfristigen Auswirkungen der Energiekrise auf den Mittelstand sind nur schwer abzuschätzen, zumal sich nur der kleinere Teil des Kostenanstiegs über höhere Preise an die Kunden weitergeben lässt. Bislang planen die befragten Unternehmen zwar keine drastischen Einschnitte bei Investitionen und Personal. Das könnte sich allerdings ändern, wenn sich die Konjunkturentwicklung weiter verlangsamt und eine schwächere Nachfrage das Kostenproblem im Mittelstand verschärft", kommentiert Prof. Dr. Norbert Winkeljohann, Mitglied des PwC-Vorstands und Leiter des Bereichs Mittelstand.
Kostenanstieg um fast 30 Prozent
Der Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise hat die Beschaffung im Mittelstand in den vergangenen zwölf Monaten im Durchschnitt um 29 Prozent verteuert. Dabei sind die Unternehmen je nach Branchenzugehörigkeit in unterschiedlichem Maße vom Anstieg der reinen Energiekosten bzw. der allgemeinen Rohstoffkosten betroffen.
So machen sich die höheren Ausgaben für Benzin und Diesel bei 71 Prozent der Befragten aus der Reise-, Transport- und Logistikbranche stark oder sehr stark bemerkbar, während der Anstieg der übrigen Rohstoffpreise nur für 35 Prozent der Branchenunternehmen vergleichbare Auswirkungen hat. Anders ist die Situation in der Lebensmittelindustrie: Hier leiden 66 Prozent der Unternehmen unter den höheren Energiepreisen, 70 Prozent aber auch unter dem Preisanstieg für Grundstoffe wie Mehl, Milch oder Fleisch.
Höhere Preise, weniger Ertrag
Fast 60 Prozent der Unternehmen werden voraussichtlich ihre Preise erhöhen, um die steigenden Kosten auszugleichen. Allerdings lassen sich nach Angaben der Befragten nur zwischen 30 und 40 Prozent der Kostensteigerungen an die Kunden weitergeben. "Die Verbraucher müssen zwar mehr bezahlen, das wahre Ausmaß der Kostensteigerungen bekommen sie bislang aber nur stark gedämpft zu spüren. Für die Unternehmen bedeutet dies auf der anderen Seite, dass ein Großteil der höheren Kosten direkt zu Lasten ihrer Erträge geht", erläutert Winkeljohann.
Zu drastischen Einsparungen sehen sich bislang dennoch nur wenige Unternehmen gezwungen. Die Entlassung von Beschäftigten hält nur jedes 20. Unternehmen für denkbar, drei Viertel der Befragten schließen diesen Schritt kategorisch aus. Auch die Expansion in neue Märkte wollen nur 12 Prozent verschieben. Demgegenüber will gut jeder fünfte Befragte wegen der Energiekrise die Genehmigung von Dienstwagen überdenken (23 Prozent der Unternehmen) und möglicherweise Investitionen zurückstellen (21 Prozent).
Alternative Energien für mehr Unabhängigkeit
Die stärkere Nutzung alternativer Energien, beispielsweise durch die Installation von Sonnenkollektoren, ist für 60 Prozent der Mittelständler ein Thema. Voraussetzung für die meisten ist jedoch, dass das Unternehmen dadurch unabhängiger von Energielieferanten wird. Den bloßen Zukauf alternativer Energien halten hingegen 56 Prozent für mehr oder weniger unattraktiv, da so nur eine Abhängigkeit gegen die andere getauscht werde. Besonders stark ausgeprägt ist diese Skepsis bei den Befragten aus dem Automobilsektor (68 Prozent) und der Lebensmittelbranche (60 Prozent).
Quelle: PricewaterhouseCoopers AG WPG