Banken werfen mit Boni weiter um sich
Archivmeldung vom 21.06.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.06.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBis in die oberen Etagen von Banken und Konzernen haben die Wellen der Wirtschaftskrise offenbar nur teilweise geschlagen. Wie die Arbeitnehmer-Dachorganisation Travail.Suisse aufzeigt, klafft die Lohnschere zwischen Managern und ihren Angestellten noch weiter auseinander als vor dem Rezessionsjahr 2009.
Zwar wurden in Relation zu den
Gehältern der Beschäftigten nicht nur Bankerboni deutlich nach oben
geschraubt. Auch in anderen Branchen wie der Pharmaindustrie wurden die
Managerlöhne vergleichsweise stark erhöht. Einmal mehr führen jedoch die
Banken die Liste an.
Krise dämpft nur kurzfristig
"Die Manager bleiben sich treu, der Lerneffekt aus der Krise ist gleich null", sagt Travail.Suisse-Präsident Martin Flügel gegenüber pressetext. Zwar sei die Steigerung der Saläre zum Teil etwas tiefer ausgefallen als in den Jahren zuvor. In einigen Firmen habe sich die Lohnschere zwischen höchsten und niedrigsten Vergütungen sogar etwas geschlossen. Dies ist aber nur auf die wirtschaftliche Situation zurückzuführen, betont die Arbeitnehmerorganisation. Die Krise habe höchstens kurzfristige dämpfende Auswirkungen auf die Managerlöhne.
Trotz der
wirtschaftlichen Turbulenzen klaffen die Gehälter von Managern und
Mitarbeitern seit dem Vorjahr im Schnitt um weitere 18 Prozent
auseinander. Seit 2002 habe sich die Lohnschere bereits um 70 Prozent
geöffnet. In der Pharmaindustrie oder bei den Banken, wo die Krise nicht
mehr akut sei, gehe die Entwicklung weiter wie davor. Ein Lerneffekt
habe nicht stattgefunden, kritisiert Travail.Suisse. Dass ausgerechnet
die beiden Großbanken UBS und Credit Suisse die größte Öffnung der
Lohnschere aufweisen, beweise, dass die Manager nichts gelernt hätten.
Bonisteuer und Personalvertretung
"Wenn im Krisenjahr 2009 mit
Gewinneinbrüchen und Stellenabbau das durchschnittliche Salär eines
Konzernleitungsmitglieds um 20 Prozent ansteigt, dann hat diese
Entwicklung keinen Zusammenhang mehr mit realwirtschaftlichen
Begebenheiten und deutet auf einen
fortschreitenden Realitätsverlust
hin", kritisieren die Arbeitnehmervertreter. Bei der UBS sei das
Verhältnis zwischen durchschnittlichem Manager- und Tiefstlohn etwa von
1:51 auf 1:190 gestiegen - ein Plus von 274 Prozent.
Boni sollten den Experten zufolge in Zukunft auf einen Monatslohn begrenzt und Sonderzahlungen verboten werden. Zusatzvergütungen in Höhe von über einer Mio. Franken müssten der Gewinnbesteuerung unterworfen werden. Über die Höhe der Managergehälter sollen künftig außerdem die Aktionäre bestimmen dürfen. Das Personal sei darüber hinaus mit einer Vertretung im Verwaltungsrat zu stärken.
Quelle: pressetext.schweiz Manuel Haglmüller