Verdi kritisiert befristete Arbeitsverträge im öffentlichen Dienst
Archivmeldung vom 29.12.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngesichts der anstehenden Tarifrunde im öffentlichen Dienst der Länder hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vor einer Zunahme unsicherer Arbeitsverhältnisse gewarnt. "Es gibt mittlerweile einen enorm hohen Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse, gerade im Länderbereich", sagte Verdi-Chef Frank Bsirske der "Rheinischen Post". An den Universitäten seien mittlerweile 70 bis 80 Prozent der neu abgeschlossenen Arbeitsverhältnisse befristet.
"Wo bleibt da die Sicherheit? Wir erleben hier eher eine systematische Entsicherung", so Bsirske. Der Gewerkschaftschef erneuerte seine Forderung nach 6,5 Prozent mehr Lohn für die Landesbeschäftigten, damit der Landesdienst nicht unattraktiv werde. "Wir befinden uns in einer Situation, in der je nach Bundesland bis zu 25 Prozent der Beschäftigten in den kommenden zehn Jahren ausscheiden werden", sagte Bsirske.
Zeitgleich werde die Konkurrenz mit der Privatwirtschaft um die besten Fachkräfte härter. Der Verdi-Chef brachte deshalb Zuschläge für besonders gefragte Berufsgruppen wie Pflegekräfte, IT-Personal und Ingenieure ins Spiel: "Wenn das nicht dazu führt, dass die Lohnentwicklung insgesamt nicht mehr mit der Preisentwicklung Schritt hält, und wenn das nicht zulasten der unteren und mittleren Einkommen stattfindet, kann ich mir das durchaus vorstellen. Es würde sich beispielsweise eine höhere Eingruppierung dieser Berufsfelder anbieten."
Verdi-Chef Bsirske droht Diakonie für 2013 mit Streik
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will den Druck auf die kirchlichen Arbeitgeber erhöhen. Gewerkschaftschef Frank Bsirske kündigte im Gespräch mit der "Rheinischen Post" an, bei denjenigen Trägern zum Arbeitskampf aufzurufen, die sich nicht auf Tarifverhandlungen mit Verdi einlassen wollen: "Dort werden wir 2013 Druck mit Streiks machen. Vorausgesetzt, die Beschäftigten wollen das und organisieren sich." Im November hatte das Bundesarbeitsgericht den Gewerkschaften Streiks unter Bedingungen bei kirchlichen Arbeitgebern gestattet. "Dank des Urteils verzeichnen wir einen deutlichen Mitgliederbeitritt bei der Diakonie. Das ist ein gutes und richtiges Zeichen", sagte Bsirske. Er gehe davon aus, dass Verdi bei vielen diakonischen Einrichtungen Tarifverhandlungen aufnehmen werde. "Besser noch wäre, wenn wir einen Tarifvertrag Soziales für die gesamte Branche hinbekämen, der für allgemeinverbindlich erklärt werden könnte. Dann wäre automatisch Schluss mit der Lohndrückerei im sozialen Sektor." Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, räumte im Gespräch mit der "Rheinischen Post" ein, dass Beschäftigte in einigen Fällen benachteiligt würden. "Es gibt leider in einigen wenigen diakonischen Einrichtungen Missstände, die wir aufklären müssen. Wahr ist aber auch: Wir stehen besser da als der Rest des Sozialmarkts", sagte Präses Schneider. Im Normalfall bezahlten die Betriebe der Diakonie angemessen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur