KPMG-Studie 2006 zur Wirtschaftskriminalität in Deutschland
Archivmeldung vom 04.07.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJedes zweite große Unternehmen war in den vergangenen drei Jahren Opfer wirtschaftskrimineller Handlungen. Die Dunkelziffer wird auf über 80 Prozent geschätzt. Das heißt, auf jeden entdeckten kommen fünf unentdeckte Fälle von Wirtschaftskriminalität.
Die Zahl der nur zufällig aufgedeckten Delikte ist erneut sprunghaft
gestiegen. Zu diesen Ergebnissen kommt die KPMG-Studie 2006 zur
Wirtschaftskriminalität in Deutschland.
Erstmals wurden nicht nur große Unternehmen befragt (Umsatz über
500 Mio. Euro), sondern auch mittlere (Umsatz 100 - 500 Mio. Euro)
und kleinere Unternehmen (Umsatz bis 100 Mio. Euro). Die
Wirtschaftprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG hat Antworten von
420 Führungskräften aus allen Branchen ausgewertet.
Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen Umsatzvolumen
und der Häufigkeit wirtschaftskrimineller Handlungen. Waren von den
großen Unternehmen in den letzten drei Jahren nach eigenen Angaben 55
Prozent betroffen, sind es bei den mittleren 31 Prozent und bei den
kleineren Unternehmen 19 Prozent. Offenbar führen die besseren
Kontrollmechanismen in größeren Unternehmen in aller Regel zu höheren
Aufdeckungsraten.
Dunkelziffer bei über 80 Prozent - Unternehmen befürchten weiteren
Anstieg wirtschaftskrimineller Handlungen
Die Dunkelziffer ist auffallend hoch. Sie wird von den Unternehmen
auf über 80 Prozent geschätzt. Dieter John, KPMG-Partner und Leiter
des Bereichs Forensic: "Das bedeutet, dass auf jeden entdeckten fünf
nicht entdeckte Fälle von Wirtschaftskriminalität kommen."
Zwei von drei Unternehmen (62 Prozent) befürchten, dass das Ausmaß
wirtschaftskrimineller Handlungen in nächster Zeit sogar noch
zunehmen wird. John: "Allerdings unterschätzen die Unternehmen die
Gefahr für das eigene Unternehmen." Bei den Unternehmen, die in den
letzten drei Jahren schon einmal Opfer von Wirtschaftskriminalität
waren, sieht immerhin ein Drittel (32 Prozent) eine Gefährdung für
sich selbst. Aber nur 13 Prozent der bislang nicht betroffenen
Unternehmen gehen von einem erhöhten eigenen Risiko aus.
Zahl der zufällig entdeckten Delikte hat sprunghaft zugenommen
59 Prozent der wirtschaftskriminellen Taten wurden durch
"Kommissar Zufall" aufgedeckt. Damit ist die Zahl der zufällig
entdeckten Delikte gegenüber den letzten Umfragen erneut sprunghaft
gestiegen (2003: 44 Prozent; 1999: 16 Prozent). KPMG-Partner Dieter
John: "Das ist eine dramatische Tendenz. Besondere Brisanz erhält
diese Entwicklung dadurch, dass über 60 Prozent der Unternehmen
angaben, erste Anzeichen für wirtschaftskriminelle Handlungen nicht
erkannt zu haben."
Enorme Schäden
Die häufigsten Delikte sind klassische Vermögensschäden wie
Diebstahl bzw. Unterschlagung (82 Prozent), Untreue (51 Prozent) oder
Betrug (40 Prozent). Weniger häufig, dafür aber meist mit höheren
Schäden verbunden sind beispielsweise die Fälschung von
Finanzinformationen, Korruption oder Kartellrechtsverstöße. Solche
Delikte setzen zumeist eine bestimmte Stellung in der
Unternehmenshierarchie voraus. So war das Top-Management in der
Vergangenheit nur an zwei Prozent der Diebstähle, aber an jeder
zweiten Fälschung von Jahresabschlüssen beteiligt. Die Unternehmen
haben vereinzelt Schäden von über 1 Milliarde Euro in den
vergange-nen drei Jahren erlitten. Betroffen waren vorrangig geldnahe
Bereiche wie Vertrieb (58 Prozent), Lager (43 Prozent), Produktion
und Einkauf (jeweils 30 Prozent).
Hinweis: Weitere Ergebnisse sowie die ausführliche KPMG-Studie zur
Wirtschaftskriminalität und ein Weißbuch zum "Anti Fraud
Management" finden Sie unter www.kpmg.de
Quelle: Pressemitteilung KPMG