Hassrede-Richtlinie: Konzerne wollen weiter auf Instagram werben
Große Unternehmen in Deutschland kritisieren, dass die sozialen Netzwerke Facebook und Instagram die Moderation von Inhalten zurückfahren und Faktenchecks in den USA beenden - wollen sich vorerst aber nicht von den Plattformen abwenden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des "Handelsblatts" unter 60 Unternehmen. Darunter sind Firmen, die besonders viel Geld für Werbung ausgeben, und die 40 Dax-Konzerne.
"Wir sehen das sehr kritisch", teilte etwa BASF auf Anfrage mit. "Das
Verbreiten von zum Teil gezielten Falschinformationen als freie
Meinungsäußerung zu deklarieren, halten wir für falsch." Eine Sprecherin
von Aldi Süd sagte, Faktenchecker spielten "eine wichtige Rolle für die
Qualität der Informationen auf Social Media".
Der Energieriese
Eon sieht die Plattformen in der Pflicht, "dass Verschwörungstheorien,
Hassrede und Propaganda keine Verbreitung finden". Auch der
Triebwerksbauer MTU sieht die Ankündigung kritisch, "da Desinformationen
und Unwahrheiten den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden".
Unternehmen
wie Continental, Kaufland, Eon oder MTU kündigten in der Umfrage an,
ihre Seiten zunächst weiter betreiben zu wollen. Siemens will vorerst
auch weiter auf der Plattform werben. 40 Unternehmen, und damit der
Großteil der Befragten, äußerten sich nicht oder nicht mit konkreten
Antworten. Die meisten der antwortenden Firmen wollen zunächst abwarten
und weitere Schritte prüfen, weil ihnen die aktuelle Lage zu
unübersichtlich erscheint.
Mark Zuckerberg, Chef der Facebook-
und Instagram-Mutter Meta, hatte am Dienstag die Zusammenarbeit mit
journalistischen Organisationen beim Factchecking aufgekündigt und
umfangreiche Lockerungen bei der Moderation von Inhalten angekündigt,
die bislang unter die Richtlinie über "Hasserfülltes Verhalten" fielen.
So darf künftig etwa homosexuellen und transgeschlechtlichen Menschen
auf Basis ihrer Sexualität oder Identität eine Anomalie oder psychische
Erkrankung unterstellt werden.
Meta hat im Werbegeschäft eine
große Marktmacht. Hiesige Unternehmen dürften laut Prognosen des
Branchenverbands Mediaagenturen in diesem Jahr 4,8 Milliarden Euro für
Werbung auf Meta-Plattformen ausgeben. Damit ist Meta allein deutlich
wichtiger als Werbung im klassischen TV sowie in Print-Zeitungen und
-zeitschriften zusammen, die auf Einnahmen von 3,7 Milliarden Euro
kommen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur