Bund unterstützt Pläne der Bahn für Tempelhof
Archivmeldung vom 27.01.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.01.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie von der Bahn geplante Übernahme des Flughafens Tempelhof wird auch von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) "trotz aller Skepsis" nicht grundsätzlich ausgeschlossen - vorausgesetzt, der Bau des Flughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld wird dadurch nicht gefährdet.
Es
gebe "kein generelles Denkverbot" für Tempelhof, sagte Tiefensee
gestern dem Tagesspiegel. Schließlich gehe es jetzt auch um die
Nachnutzung des Geländes. Über den Vorstoß der Bahn sei er
"selbstverständlich" informiert gewesen. Allerdings seien die
"Chancen der Realisierung des Konzepts und damit auf einen
Weiterbetrieb des Flughafens gering."
Berlin müsse nun prüfen, ob es rechtlich möglich sei, den Flugverkehr
mit Geschäftsmaschinen fortzuführen. Der Senat will den Flughafen
bisher am 31. Oktober 2008 schließen. Klagen dagegen verhandelt das
Oberverwaltungsgericht am Dienstag. Tiefensee hat keinen Zweifel
daran, dass die Luftfahrtbehörde den Antrag der Bahn objektiv prüfen
werde.
"Es gibt keine unüberwindbaren juristischen Hürden", ist der
Vorstandsvorsitzende des Bereichs Station & Service der Bahn AG,
Wolf-Dieter Siebert, überzeugt. Deshalb macht die Bahn jetzt Druck
und dringt auf eine schnelle politische Entscheidung. Doch diese
lässt auf sich warten. Bei der Luftfahrtbehörde heißt es lediglich,
der Antrag der Bahn werde weiter geprüft.
Die Absicht, in Tempelhof ins Fluggeschäft einzusteigen, sei ernst
gemeint, betonte Siebert gegenüber dem Tagesspiegel. Dies passe in
die "Strategie des internationalen Mobilitätsdienstleisters", die
Mehrheit der Berliner sei auch dafür, und Berlin sowie der Bund wären
Gewinner bei diesem Konzept. Die Stationierung von
Regierungsflugzeugen wäre eine willkommene Ergänzung, aber keine
zwingende Voraussetzung für den Einstieg der Bahn in Tempelhof, sagte
Siebert weiter.
Das Engagement der Bahn sei aber untrennbar mit der vereinbarten
Zusammenarbeit mit der amerikanischen Investorengruppe Central
European Development (CED) um den Manager Fred Langhammer verbunden,
stellte Siebert klar. CED solle die Gebäude übernehmen und vermietbar
machen, die Bahn wolle sich auf den Flugbetrieb konzentrieren.
CED will im Flughafen ein ambulantes Gesundheitszentrum einrichten.
60 Ärzte sollen dort jährlich bis zu 120 000 gesetzlich versicherte
Patienten behandeln. Ein weiterer Bereich ist für etwa 5500
Privatpatienten vorgesehen, die aus dem Ausland auch mit dem Flugzeug
anreisen können - fast bis vors Krankenbett.
In den übrigen Gebäuden will Langhammer unter anderem ein Hotel mit
Tagungszentrum, Gastronomie, Einzelhandel und ein Museum
unterbringen; auch das Polizeipräsidium soll bleiben. Mindestens 350
Millionen Euro sollen investiert werden; bis zu 1000 Arbeitsplätze
könnten entstehen, sagt Langhammer.
"Diese Chance für das einmalige Ensemble darf man sich nicht nehmen
lassen", ist Siebert überzeugt. Deshalb habe sich die Bahn an dem
Projekt beteiligt. Sie selbst wolle das Gebäude für den weiteren
Flugbetrieb nicht nutzen. Linienverkehr solle es ohnehin auf Dauer
nicht mehr geben, um den Ausbau Schönefelds zum Flughafen
Berlin-Brandenburg International (BBI) nicht zu gefährden. Und für
den Geschäftsreiseverkehr reiche ein kleines separates
Abfertigungsgebäude aus, für das die Bahn bis zu 5 Millionen Euro
ausgeben will.
Denn aufs Geld sieht auch die Bahn. Der Einstieg ins Fluggeschäft
erfolgt nach Sieberts Angaben nur, wenn das gesamte Projekt keine
Verluste bringt. Und die Wirtschaftlichkeitsrechnung steht noch aus.
Die Initiative für ein Volksbegehren zum Weiterbetrieb in Tempelhof
hat nach eigenen Angaben schon fast die zunächst erforderlichen 20
000 Unterschriften gesammelt. Die Aktion wird trotzdem fortgesetzt.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel