McDonalds führt seine Kunden mit als "Mehrweg" getarnten Cola Ball-Flaschen in die Irre
Archivmeldung vom 31.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDeutsche Umwelthilfe beklagt "als Marketing-Gag verkleideten Frontalangriff auf das Getränke-Mehrwegsystem" und mahnt die Fastfood-Kette wegen Verbrauchertäuschung ab - Getränkefachgroßhandel geht wettbewerbsrechtlich gegen pfandfreien Einwegverkauf vor
Im Windschatten der Fußball-WM versuchen
sich die US-Konzerne McDonalds und Coca-Cola als Tabubrecher. Mehrere
Millionen fußballförmige Einweg-Coca-Cola-Plastikkugeln mit dem
Aufdruck "Mehrwegflasche" sollen bis zum Tag des Endspiels am 9. Juli
an den Fan gebracht werden - ohne dass dafür ein Pfand erhoben wird. Weil das in eklatantem Widerspruch zur geltenden
Verpackungsverordnung steht, wehren sich die Deutsche Umwelthilfe e.
V. (DUH) und der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels
(GFGH) gegen diese Praxis. Die DUH hat McDonalds wegen
Verbrauchertäuschung abgemahnt. Betriebe des GFGH gehen zudem
wettbewerbsrechtlich gegen die Nichterhebung eines Pfandes vor.
"Wir erleben einen unglaublich dreisten Angriff auf das
Getränke-Mehrwegsystem", sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
"Nachdem die Einweglobby mit ihrem Versuch gescheitert ist, das Pfand
auf Einweggetränke zu verhindern, erleben wir nun eine raffinierte
Verbrauchertäuschung, indem Ex-und-Hopp-Behälter pfandfrei als
umweltfreundliche Mehrwegflaschen getarnt verkauft werden." Das führe
nicht nur unter Umgehung der Gesetze die Verbraucher in die Irre,
sondern sei auch noch äußerst lukrativ: So fallen weder Kosten für
die Beteiligung am Einwegpfandsystem an, noch zahlt Coca Cola die
Grüne Punkt Gebühr. "Die Konzernstrategen von Coca-Cola und McDonalds
spekulieren darauf, dass in der Phase der Fußballeuphorie jeder als
Spielverderber gilt, der auf diesen offenen Gesetzesbruch aufmerksam
macht. Das ist nicht nur hintersinnig, sondern auch hinterhältig.
Kämen die Konzerne damit jetzt im Windschatten der Fußball-WM durch,
würden die Verbraucher bald von einer neuen Einwegwelle - als Mehrweg
getarnt - überrannt", so Resch. Was wie eine einmalige Sonderaktion
gestartet worden sei, werde, wenn dieser erste Versuch
beanstandungsfrei bliebe, zahlreiche Nachahmer finden.
Der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels hat bei
Coca-Cola gegen den offensichtlichen Versuch, sich über den
pfandfreien Verkauf von Einweg-Plastikflaschen Wettbewerbsvorteile zu
verschaffen, in einem Schreiben scharf protestiert. Der
Getränkefachgroßhandel verstehe das Vorgehen "als Aushebelung der
Regelungen der Verpackungsverordnung, mit dem eine Einwegverpackung
unter dem Deckmantel einer Mehrweg-Deklaration vertrieben wird",
sagte der Geschäftsführende GFGH-Vorstand Günther Guder.
Getränkefachhändler seines Verbandes gingen gegen die Praxis von
McDonalds-Verkaufsstellen juristisch vor und haben diese gestern
wettbewerbsrechtlich abgemahnt. Guder: "Der aktuelle Fall ist ein
klarer Rechtsverstoß." Bedrohlicher sei jedoch, dass erneut von
einzelnen Unternehmen "ein offensichtlich strategisch angelegter
Versuch gestartet wird, das deutsche Mehrwegsystem zu diskreditieren
und zu erodieren." Manche Konzerne glaubten offenbar, dass für sie
geltendes Recht keine Verbindlichkeit habe.
Seit dem 17. Mai bringt McDonald nach eigenen Angaben täglich
300.000 der "Coke-Bälle" in "limitierter Auflage" bis zum Abschluss
der Fußballweltmeisterschaft auf den Markt. Die
Viertel-Liter-Rundflaschen tragen die Aufschrift "Mehrwegflasche".
Gleichzeitig werden die Kunden in Werbeveröffentlichungen
aufgefordert, die mit sechs unterschiedlichen Fan-Motiven
ausgestatteten Kunststoffflaschen zu sammeln. Diese als
"Mehrwegflaschen" getarnten, dünnwandigen Einweg-Behälter sollen
erkennbar nicht zurückgebracht werden, entsprechende Aufforderungen
fehlen in den Werbeveröffentlichungen der Unternehmen. Die Tatsache,
dass zudem kein Pfand erhoben wird, führt dazu, dass praktisch keine
leeren Plastikflaschen bei McDonalds abgegeben werden. DUH-Testkäufe
ergaben, dass einzelne Filialen die Rücknahme ausdrücklich unter dem
Hinweis verweigern, es sei zuvor ja kein Pfand erhoben worden.
Zwar behauptet Coca-Cola, die Flaschen könnten an ihrem
Produktionsort Genshagen bei Berlin auch wiederbefüllt werden.
Tatsächlich bezweifelt die DUH ein funktionierendes
Mehrweg-Rücknahme, -Reinigungs- und Wiederbefüllungssystem. Es wäre
auch unsinnig: Denn wegen der Kürze der Fußball-Weltmeisterschaft ist
an eine mehrfache Wiederverwendung gar nicht zu denken. Die Kette
Erstverkauf, Rückgabe, Wiederaufbereitung inklusive Reinigung der
Flasche, nochmalige Abfüllung, Vertrieb und erneuter Verkauf könne
gar nicht mehrfach durchlaufen werden. Zudem kommen nach Recherchen
der DUH pro McDonalds Filiale nur einzelne Flaschen zurück.
Tatsächlich bestätigen befragte Filialmitarbeiter, dass praktisch
kein Kunde auf die Idee komme, die Coke Ball-Flaschen
zurückzubringen. Schließlich werde dafür nicht geworben und es gebe
ohne vorherige Pfanderhebung auch keinerlei Anreiz. Lediglich
Behälter, die als Teil eines McDonald-Menüs vertrieben würden,
blieben teilweise in den Filialen liegen und würden in eigenen
"Sammelbehältnissen" entsorgt.
Die DUH verlangt in ihrer Eigenschaft als klageberechtigter
Verbraucherschutzverband von McDonalds Deutschland bis zum morgigen
Donnerstag, 15 Uhr, die Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung.
Zudem fordert die DUH die zuständigen Landesbehörden und das
Bundesumweltministerium in Berlin auf, ordnungsrechtlich gegen
McDonalds und Coca Cola vorzugehen.
Quelle: Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe e. V.