Unternehmen wollen grundsätzlich andere Wirtschaftspolitik
Namhafte Vertreter der deutschen Wirtschaft fordern von der nächsten Bundesregierung eine grundsätzlich andere Wirtschaftspolitik. "Nach zwölf Jahren von reinen Zweckbündnissen auf Bundesebene sehen wir, wohin uns diese Stillstandskoalitionen gebracht haben", sagte Dirk Jandura, Präsident des Groß- und Außenhandelsverbandes BGA, der "Welt am Sonntag".
Er wünsche sich eine neue Bundesregierung, die konsequent auf
angebotsorientierte Wirtschaftspolitik setze. "Wir brauchen einen
Kurswechsel, sofort", sagte Jandura.
Die Mitgliedsunternehmen
seines Verbandes trauen dies am ehesten einem Bündnis aus CDU/CSU und
FDP zu. Laut einer bislang unveröffentlichten BGA-Umfrage nannten im
Dezember 47 Prozent der befragten Mitglieder ein Bündnis aus Union und
FDP als die bevorzugte Koalition nach der Bundestagswahl am 23. Februar.
Lediglich 16 Prozent konnten sich ein Bündnis aus CDU/CSU und SPD
vorstellen, sogar nur 13 Prozent favorisierten eine Koalition aus
CDU/CSU und Grünen. An der Umfrage nahmen laut BGA 721
Mitgliedsunternehmen teil.
Auch andere Verbände verlangen eine
grundsätzliche Richtungsänderung in der Wirtschaftspolitik. "Wir
erwarten, dass sich alle Parteien bewegen und aus der Reformlethargie
herauskommen", sagte Holger Schwannecke, Generalsekretär des
Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Es sei allerhöchste Zeit,
den Veränderungsnotstand in Deutschland zu überwinden. Wer nicht bereit
sei, über seinen Schatten zu springen und mutige Reformen anzustoßen,
habe den enormen Handlungsdruck nicht erkannt.
"Wir propagieren
keine Wunschkoalition, sondern eine stabile Regierung. Wir erwarten
Taten - von Schwarz, Rot, Grün oder Gelb", sagte Wolfgang Große Entrup,
Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie. Wer an die
Macht komme, müsse den "industriepolitischen Neustart zur Chefsache"
machen. Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie verlangt
vor allem mehr Verlässlichkeit. "Egal welche Koalition - die
Unternehmen brauchen Planungssicherheit statt ideologisches Ping-Pong",
sagte Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff. Wirtschaft funktioniere
nicht auf Zuruf. Wer Investitionen wolle, müsse den Rahmen dafür
langfristig setzen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur