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Gutachten: Deutsche Milchbranche nicht für nächste Krise gewappnet

Archivmeldung vom 20.09.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.09.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: almotti/pixelio.de
Bild: almotti/pixelio.de

Die deutsche Milchwirtschaft ist für die nächste große Preiskrise nicht gewappnet. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion, berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung". Die umgesetzten oder noch geplanten Maßnahmen der Bundesregierung nach der schweren Krise im vergangenen Jahr reichten demnach nicht aus, um starke Preisschwankungen abzufedern. Es sei mit einer "zyklischen Wiederholung von Krisen" zu rechnen, schreiben die Autoren. Das Risiko trügen nach wie vor die Milchbauern.

Nach dem Wegfall der EU-weiten Milchquote im Jahr 2015 stürzten die Erzeugerpreise auf ungeahnte Tiefststände. Im Juni 2016 lag der Preis, den Molkereien an Bauern auszahlten zum Teil unter 23 Cent. Als wirtschaftliche Untergrenze gelten 30 Cent. In dem Gutachten wird darauf verwiesen, dass die Zahl der Milchviehbetriebe von Mai 2016 auf Mai 2017 von 71.300 auf 67.319 gesunken sei. "Die verbleibenden Betriebe tragen an der krisenbedingten Schuldenlast."

Die Autoren des Gutachtens vom Büro für Agrar- und Regionalentwicklung aus Kassel sowie dem Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft aus Gleichen-Bremke kommen zu dem Schluss, dass sich die Bundesregierung für die Stärkung der Milchbauern einsetzen sollte. Es bestünde ein Machtgefälle zwischen Molkereien und Landwirten. Der Staat müsse dabei helfen, die Rolle der Bauern zu stärken. Eine Exportförderung für Milch macht laut Gutachten "schlichtweg keinen Sinn". Derartige Maßnahmen würden das Preisdilemma in Krisensituationen nur stärken.

Die Grünen-Bundestagsfraktion sieht sich in ihrer Kritik an der Bundesregierung bestätigt. Diese setze weiterhin nur "auf Billigprodukte für den Weltmarkt", sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt der "NOZ". "Das hat keine Zukunft. Wir brauchen Qualität durch artgerechte Tierhaltung, Produktvielfalt und regionale Erzeugung." Agrarexperte Friedrich Ostendorff sagte: "Die nächste Krise ist so sicher wie das Amen in der Kirche." Statt runde Tische zum Thema Milch zu veranstalten, müsse Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) endlich handeln. Es brauche ein robustes Frühwarnsystem und ein Krisenmanagementprogramm, das bei Preisverfall für eine Drosslung der Milchmenge auf dem Markt sorge.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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