Klöckner-Chef Gisbert Rühl schreibt Stahl-Standort Deutschland ab
Archivmeldung vom 24.03.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Chef von Europas größtem herstellerunabhängigen Stahlhändler Klöckner & Co, Gisbert Rühl, setzt kaum noch Hoffnung auf das Geschäft in der Heimat. „Im Grunde sind die USA der bessere Industriestandort“, sagte Rühl im Interview mit dem Wall Street Journal Deutschland. In Nordamerika seien im Vergleich zu Europa die Lohnkosten niedriger und die demografische Entwicklung besser. Vor allem Deutschland gebe durch seine Energiepolitik zudem „ohne Not Wettbewerbsvorteile auf“, warnte Rühl in dem Gespräch. Die Folgen werden nach Einschätzung des Klöckner-Chefs eher europäische Politiker als große Konzerne spüren: „Ein Unternehmen wie Klöckner & Co ist flexibel genug, Investitionen dorthin umzuleiten, wo sie sich lohnen.“
Rühl will Klöckner & Co nach Jahren des Sparens auch durch Innovationen zu Wachstum verhelfen. Das Unternehmen hat etwa begonnen, Stahlprodukte im Internet zu verkaufen. Nach der Schweiz führe Klöckner derzeit in den Niederlanden einen Webshop ein, sagte Rühl. Langfristig will der Unternehmenschef dabei dem Beispiel von Internethändler Amazon folgen: „Wir könnten im Internet auch kleineren Stahlhändlern eine Plattform bieten, so dass wir Lieferketten managen, ohne immer selbst Lieferant zu sein“, sagte er dem Wall Street Journal Deutschland. Das nötige Wissen will Rühl auch durch Unternehmenskäufe in den Konzern holen. Wichtig sei es, Erfahrungen aus dem Geschäft mit dem Endkunden auf das Geschäft mit anderen Unternehmen zu übertragen. „Das werden wir vermutlich nicht allein mit eigenem Personal schaffen. Dazu braucht es frisches Denken“, sagte Rühl. Klöckner & Co interessiere sich deshalb auch für Startups.
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Quelle: Wall Street Journal Deutschland