dm-Chef Werner im stern: "Hartz IV ist offener Strafvollzug"
Archivmeldung vom 19.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn ungewöhnlich scharfer Form hat der Chef der Drogeriekette dm, Goetz Werner, die Hartz-IV-Gesetze kritisiert. In einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern sagte der 62-Jährige: "Hartz IV ist offener Strafvollzug. Es ist die Beraubung von Freiheitsrechten.
Hartz IV quält die Menschen, zerstört ihre
Kreativität." Es sei ein Skandal, "dass eine rot-grüne Regierung
dieses destruktive Element in die Gesellschaft gebracht" habe.
Die Zeiten der Vollbeschäftigung seien "endgültig vorbei". Die
Politiker seien jedoch "vernagelt" und weigerten sich, die neue
Wirklichkeit zu akzeptieren. "Sie sind narkotisiert vom
Vollbeschäftigungswahn. Vollbeschäftigung ist eine Lüge, ein Mythos."
Das "manische Schauen auf Arbeit" mache alle krank.
Aufgabe der Wirtschaft sei es, die Menschen von Arbeit zu befreien.
Anstelle eines Rechts auf Arbeit "brauchen wir ein Recht auf
Einkommen". Werner erneuerte seine Forderung nach einem
Grundeinkommen von bis zu 1500 Euro für alle und lebenslang: "Ein
bedingungsloses Grundeinkommen ohne Auflagen, ohne Formulare", das es
den Menschen ermöglichen solle, "ein Leben in Würde und frei von
Existenzängsten" zu führen . Finanziert werden sollte dieses
Bürgergeld über die Mehrwertsteuer, die "allerdings kräftig,
vielleicht sogar auf 50 Prozent ansteigen müsste". Alle anderen
Steuern gehörten abgeschafft.
Die Klagen seiner Unternehmer-Kollegen über zu hohe Abgaben
bezeichnete Werner in dem stern-Gespräch als "Lug und Trug". Die
Unternehmer zahlten so gut wie keine Steuern: "Klagen und Jammern
gehören zum Geschäft. Aber jeder Unternehmer wälzt seine komplette
Steuerlast auf die Preise ab."
Quelle: Pressemitteilung stern, G+J