Daimler-Chef warnt vor Behinderung chinesischer Investoren in Europa
Archivmeldung vom 31.10.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDaimler-Chef Dieter Zetsche ist gegen Versuche, chinesische Investitionen in Europa zu behindern. Damit widerspricht er Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, der Übernahmen deutscher Firmen durch Chinesen erschweren will: "Wer soll denn die Kriterien für einen unliebsamen Investor bestimmen?", fragte Zetsche im Gespräch mit dem "Handelsblatt".
"Die Stärke des Wirtschaftsstandortes Deutschland kommt doch daher, dass Wirtschaft und Staat weitgehend getrennt sind. Diese Trennung sollten wir auch erhalten", sagte der Daimler-Chef. Zetsche hält nichts von dem Versuch, mit Gesetzen die Chinesen vom deutschen Markt fernzuhalten. "Wenn ich Zäune hochziehe, dann werden die Unternehmen müde und träge", sagte Zetsche.
Der Daimler-Chef verweist in diesem Zusammenhang auf die Erfahrungen mit dem Patentschutz. "Da hieß es vor einiger Zeit noch, die Chinesen klauen und kopieren. Das ist Unsinn. China bildet mehr Ingenieure aus als wir", sagte Zetsche. "Das Land hat daher ein hohes Eigeninteresse, Patente zu schützen". China ist neben den USA der größte Absatzmarkt für Daimler.
Daimler-Chef Zetsche will schnellere Entscheidungen
Daimler-Chef Dieter Zetsche will in seinem Unternehmen schnellere Entscheidungen. "Heute können noch bis zu sechs Hierarchiestufen mit einer Entscheidung befasst sein", sagte Zetsche dem "Handelsblatt". "Wir sagen jetzt: Egal wer wo involviert ist, mehr als zwei Stufen wollen wir nicht", sagte Zetsche. Daimler werde in Zukunft mehr Vertrauen in die Mitarbeiter setzen und weniger in Hierarchien. "Dazu gehört Vertrauen, Teamfähigkeit und das Loslassen der Führungskräfte. Die waren es bisher gewohnt, mehr zu diktieren", sagte Zetsche. Er wolle Daimler fit machen für den Wettbewerb mit Google, Uber und Tesla.
Grundlage sei das Programm "Leadership 2020", mit dem Daimler auch mehr Risikofreude im Unternehmen wecken will. "Wir wollen Akzeptanz dafür schaffen, dass Projekte mit höherem Innovationsgrad angeschoben werden, die einen technologischen Durchbruch bringen können", sagte Zetsche. "Dazu gehört aber auch, zu akzeptieren, dass solche Projekte manchmal nicht gelingen können."
Quelle: dts Nachrichtenagentur