Krupp-Nachfahren sorgen sich um den Konzern und rechnen mit der Krupp-Stiftung ab
Archivmeldung vom 29.08.2018
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Freigeschaltet durch André OttDer Familienrat der Krupp-Nachfahren hat sich zutiefst besorgt um die Zukunft des Essener Dax-Konzerns geäußert und Konsequenzen in der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gefordert, die der Krise bisher tatenlos zugesehen habe. "Onkel Alfried hätte auf keinen Fall einfach abgewartet und gehofft, dass sich die Probleme von alleine erledigen", sagte dessen Nichte Diana Friz der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
Mit ihren Cousins Eckbert und Friedrich von Bohlen und Halbach fordert sie die Stiftung auf, eine Führungsrolle im Krisenmanagement der Firma zu übernehmen. Mittelfristig solle die Stiftung durch Aktienkäufe auch wieder eine Sperrminorität von 25,1 Prozent erreichen. Die Krupp-Stiftung ist mit rund 21 Prozent nach wie vor größter Einzelaktionär von Thyssenkrupp. Der Konzernchef Heinrich Hiesinger und der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Lehner waren im Juli zurückgetreten - beide mit dem Verweis auf mangelnde Rückendeckung durch die Stiftung. Der Familienrat macht dafür Stiftungschefin Ursula Gather und das elfköpfige Kuratorium verantwortlich. "Lauter honorige Damen und Herren, die profunde Ideen haben, wie sie das Geld ausgeben können, das die Stiftung gar nicht übrig hat", sagt Friz. Sie wirft der Stiftung, die seit Jahrzehnten von ihrer Substanz lebe, "Missachtung des testamentarischen Auftrags und Raubbau am Firmenvermögen" vor.
Friedrich von Bohlen und Halbach legte Gather indirekt den Rücktritt nahe: "Sie ist Rektorin der TU Dortmund, das ist ein Vollzeit-Job. Sie ist Vorsitzende des Kuratoriums, sie ist im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp und sie hat keine unternehmerische Erfahrung. Sie müsste eigentlich selber erkennen, was das bedeutet." Eckbert von Bohlen und Halbach setzt auf Ministerpräsident Armin Laschet (CDU): "Herr Laschet ist der Einzige, der im Kuratorium frei agieren kann, ohne alte Wunden aufzureißen." Er sei optimistisch, dass "Laschet eine starke Kraft sein" könne, die Stiftung neu aufzustellen und damit auch dem Konzern zu helfen. Der Ministerpräsident könne auch als oberster Dienstherr der Stiftungsaufsicht des Landes aktiv werden. Denn die Krupp-Stiftung lege als eine von ganz wenigen in Deutschland ihre Finanzen nicht offen. Die Stiftungsaufsicht müsse dafür sorgen, dass der Hügel endlich sage, was er wofür ausgibt. Der Familienrat hat kein Mandat in der Stiftung. Er fordert aber, informiert und gehört zu werden, wie es der Wille von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach gewesen sei.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)