Fast jedes zehnte ausländisch kontrollierte Unternehmen kam 2017 aus dem Vereinigten Königreich
Archivmeldung vom 29.01.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer bevorstehende Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union (Brexit) zum 31. Januar 2020 hat komplexe Folgen: Über den europäischen Binnenmarkt sind viele deutsche Unternehmen seit Jahrzehnten eng mit dem Vereinigten Königreich verbunden.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, hatten 9 % der ausländisch kontrollierten Unternehmen in Deutschland im Jahr 2017 Muttergesellschaften im Vereinigten Königreich. Diese 3 270 Unternehmen beschäftigten in Deutschland rund 312 000 Personen, die einen Umsatz von rund 192 Milliarden Euro sowie eine Bruttowertschöpfung von 46 Milliarden Euro erwirtschafteten. Damit hatten diese Unternehmen im Jahr 2017 einen Anteil von 9,8 % an der Bruttowertschöpfung aller im Ausland ansässigen Unternehmen in Deutschland. Zum Vergleich: Der Anteil an der Wertschöpfung war damit ungefähr so hoch wie bei Unternehmen mit Hauptsitz in den Niederlanden (10,6 %) oder Frankreich (9,4 %).
Laut Zahlen der Bundesbank wurden umgekehrt im Jahr 2017 rund 1 700 Unternehmen im Vereinigten Königreich von deutschen Investoren kontrolliert. In diesen Unternehmen waren rund 353 000 Personen tätig, die einen Jahresumsatz in Höhe von 228 Milliarden Euro erwirtschafteten.
Das Europaparlament soll das Vertragswerk zum Brexit am heutigen Mittwoch, 29. Januar, absegnen. Am 31. Januar 2020 um 24 Uhr tritt dann das Vereinigte Königreich aus der Europäischen Union (EU) aus, drei Jahre und sieben Monate nachdem die britische Bevölkerung für den EU-Austritt gestimmt hatte. Seither verliert der Außenhandel mit dem Vereinigten Königreich zunehmend an Bedeutung. Insbesondere die deutschen Exporte in das Vereinigte Königreich sinken seit dem Referendum im Jahr 2016 kontinuierlich, wie das Statistische Bundesamt im Oktober mitteilte.
Transnationale Verflechtungen: 6 von 10 Unternehmen mit Hauptsitz im Ausland sind 2017 in der EU ansässig
Auslandskontrollierte Unternehmen in Deutschland sind vorrangig mit Muttergesellschaften aus den Mitgliedstaaten der EU verflochten. Rund 61 % der deutschen auslandskontrollierten Unternehmen in der gewerblichen Wirtschaft, Banken und Versicherungen ausgenommen, gehörten 2017 einem Unternehmensverbund an, dessen Muttergesellschaft ihren Sitz im EU-Ausland hatte. Diese Unternehmen beschäftigten 57 % der tätigen Personen, erwirtschafteten eine Bruttowertschöpfung in Höhe von 57 % und tätigten knapp 62 % aller Bruttoinvestitionen, jeweils bezogen auf alle im Ausland ansässigen Unternehmen.
Methodische Hinweise:
Die "Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten" beinhaltet die Bruttoerträge durch betriebliche Aktivitäten, angepasst im Hinblick auf betriebliche Subventionen und indirekte Steuern; Wertberichtigungen, wie zum Beispiel Abschreibungen, werden nicht abgezogen.
Die rechtliche Grundlage der Statistik über auslandskontrollierte Unternehmen bildet die europäische FATS-Verordnung Nr. 716/2007 (FATS = Foreign Affiliates Statistics). Demnach wird ein in Deutschland ansässiges Unternehmen von einer Muttergesellschaft aus dem Ausland kontrolliert, wenn dieses im Besitz von mehr als 50 % der Stimmrechte der Anteilseigner ist und die Unternehmenspolitik bestimmen kann.
Daten über auslandskontrollierte Unternehmen werden gemäß EU-Verordnung in zwei unterschiedlichen Statistiken dargestellt: zum einen in der Statistik über auslandskontrollierte Unternehmen in Deutschland (sogenannte Inward-FATS) zum anderen in der Statistik über Tochterunternehmen deutscher Investoren im Ausland (sogenannte Outward-FATS). Die Statistik zu Inward-FATS wird jährlich vom Statistischen Bundesamt erstellt, die Statistik zu Outward-FATS von der Deutschen Bundesbank.
Quelle: Statistisches Bundesamt (ots)