Börsenboom weckt Interesse der Privatanleger an Aktienanlage
Archivmeldung vom 29.05.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach mehreren schweren Börsencrashs in den letzten zehn Jahren kehrt das Interesse der Bundesbürger an der Aktie nun zurück. Banken berichten von einer zunehmenden Nachfrage der Anleger, Discount-Broker verzeichnen steigende Depot- und Handelszahlen, wie aus einer Umfrage hervorgeht, die die "Welt" unter führenden Finanzinstituten und Verbänden durchgeführt hat. "Wir spüren ein steigendes Interesse an Aktien", heißt es beim Bundesverband deutscher Banken, der mehr als 210 private Institute Bankenverband repräsentiert.
In der extremen Niedrigzinsphase suchten die Anleger nach Möglichkeiten, ihre Rendite zu erhöhen. Der Blick falle vermehrt auf Aktien. Insbesondere dividendenstarke Titel ziehen nach Auskunft des Verbandes Aufmerksamkeit auf sich. "Der Aktienhandel hat sich in den vergangenen zwölf Monaten deutlich belebt", berichtet eine Sprecherin von CortalConsors. "Im ersten Quartal 2013 haben die Umsätze im Kundenwertpapiergeschäft merklich angezogen", bestätigt der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV), die Dachorganisation der Sparkassen. Die Umsätze bei den Mitgliedsinstituten lägen mit 27,9 Milliarden Euro um 3,5 Prozent höher als im Vorjahr.
Der DSGV vertritt 422 Sparkassen, sieben Landesbanken und weitere Finanzdienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe. Ähnliches berichten die Discount-Broker, auf die das Gros der Wertpapiergeschäfte im Internet fällt. Der "Welt" exklusiv vorliegende Zahlen der deutschen Online-Broker belegen, dass sich wieder mehr Bundesbürger für Aktien interessieren. Beim deutschen Marktführer ING Diba ist die Zahl der Depots bis Ende vergangenen Jahres um 20.000 auf 900.000 gestiegen. Ein Depot ist die Voraussetzung, um Wertpapiergeschäfte abzuwickeln. Die Commerzbank-Tochter Comdirect Bank, die Nummer zwei der Branche, berichtet von 815.000 Depots Ende April. Das sind fast 26.000 mehr als vor Jahresfrist. CortalConsors nennt eine Steigerung von rund zehn Prozent auf 650.000 Depots. Einen der stärksten prozentualen Zuwächse verzeichnet die Onvista Bank, die über die Onvista Group zur französischen Großbank Société Générale gehört. Dort zählt man aktuell 45.000 Depots, das sind etwa 18 Prozent mehr als vor einem Jahr. Beim Discount-Broker Flatex, der bei besonders preisbewussten Tradern beliebt ist, hat sich die Kundenanzahl gegenüber dem Vorjahr um mehr als 9.000 auf gut 118.000 erhöht. Das entspricht einem Zuwachs von acht Prozent. Alles in allem agieren private Anleger aber zurückhaltend, betonen Experten. "Generell sind die Deutschen in ihrer Geldanlage sehr sicherheitsorientiert und meiden risikoreiche Anlageformen wie die Aktie. Verstärkt wird dies natürlich, wenn Kurseinbrüche wie nach dem Platzen der Internetblase im eigenen Depot selbst miterlebt wurden. Hinzu kommt eine zusätzliche Verunsicherung durch die Finanz- und Staatsschuldenkrise" heißt es beim Bankenverband. Zwei schwere Börsenabstürze seit dem Jahr 2000 hatten das Vertrauen der Deutschen in die Anlageform Aktie empfindlich geschmälert. Die Zahl der Aktionäre ist seit dem Hoch bei 6,2 Millionen im Jahr 2000 auf zuletzt 4,2 Millionen zurückgegangen. Das geht aus einer regelmäßig erstellten Erhebung des Deutschen Aktieninstituts (DAI) hervor. Allerdings verzeichnen Forscher nach einem Tief im Jahr 2010 eine leichte Aufwärtsentwicklung. In den vergangenen 25 Jahren bescherten Titel des 30 Standardwerte umfassenden Börsenbarometers Deutschen Aktienindex (Dax) Anlegern einen jährlichen Durchschnittsertrag von neun Prozent, die Titel des Nebenwerteindex` MDax sogar von elf Prozent. Die jetzige Rallye ist eine der einträglichsten der Dax-Geschichte. Die 30 Werte des deutschen Leitindex` haben seit Mitte vergangenen Jahres um 32 Prozent zugelegt. Seit dem Markttief im März 2009 hat sich das Börsenbarometer mehr als verdoppelt. Manche Beobachter hingegen warnen bereits wieder vor einer Überhitzung.
Quelle: dts Nachrichtenagentur