Finanzdienstleister verlagern Arbeitsplätze
Archivmeldung vom 18.09.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.09.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Finanzdienstleistungsbranche wird in den kommenden Jahren deutlich mehr Aufgaben und damit auch Arbeitsplätze in Niedriglohnländer ("offshore") verlagern als bisher.
Wie aus einer
Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft
PricewaterhouseCoopers (PwC) hervorgeht, sollen bis 2008 in jedem
zweiten Unternehmen 10 bis 20 Prozent der Beschäftigten "offshore"
arbeiten. An der Umfrage nahmen 156 Führungskräfte aus Banken,
Versicherungen, dem Investment Management- und Immobiliensektor in
Nord- und Südamerika, Europa und im asiatisch-pazifischen Raum teil.
Fast 80 Prozent der Finanzdienstleister, die bereits ausgelagert
haben, nannten Kostensenkungen als Hauptgrund für die Verlagerung von
Arbeitsplätzen. In den meisten Fällen trat diese Erwartung auch ein,
wenn auch häufig nicht so schnell und nicht so deutlich wie erwartet. "Finanzdienstleister, die Offshoring als langfristigen
Prozess der Unternehmensausrichtung betrachten, werden größere
Erfolge erzielen als Unternehmen, die nur kurzfristige
Kostensenkungspotenziale im Blick haben", rät Holger Herbert, Partner
bei PwC im Bereich Advisory. Vor allem steigende Lohnkosten als Folge
des intensiven Wettbewerbs um qualifizierte Mitarbeiter würden häufig
zu wenig berücksichtigt. Hinzu kommt eine teilweise extreme
Personalfluktuation.
Derzeit
zählen Indien, China, Irland, Malaysia und Singapur zu den Top Five
Offshore-Standorten. In den nächsten drei Jahren wollen die befragten
Finanzdienstleister neben China und Indien verstärkt Brasilien, die
Philippinen und Polen ins Visier nehmen.
Allerdings setzen die
deutschen Aufsichtsbehörden der Auslagerung von Kernaktivitäten
Grenzen. "Für deutsche Finanzdienstleister, die nicht
nur reine Servicefunktionen, sondern auch wesentliche Bereiche
verlagern wollen, setzt die Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hohe Hürden", betont Herbert
Sahm, Partner bei PwC im Bereich Financial Services. Erhebliche
Bedenken bestehen insbesondere bei Auslagerungen in Länder, in denen
keine Beaufsichtigung nach Standards erfolgt, die mit denen innerhalb
der EU vergleichbar sind. Kurzfristig seien daher in der deutschen
Branche eher geringere Arbeitsplatzverlagerungen zu erwarten als in
anderen Ländern.
Pressemitteilung Banktip.de vom 18.09.2005