MdB Ulla Lötzer: WTO-Konferenz knapp am Scheitern vorbei
Archivmeldung vom 20.12.2005
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Freigeschaltet durch Jens BrehlZum Ergebnis der WTO-Konferenz in Hongkong erklärt Ulla Lötzer, Delegierte der Fraktion DIE LINKE. in Hongkong:
Um nach dem Desaster in Cancun ein weiteres Scheitern der
WTO-Verhandlungen zu verhindern, einigte man sich in Hongkong auf
einen Minimalkompromiss, den Abbau der Agrar-Exportsubventionen bis
2013, Schutzmöglichkeiten der Entwicklungsländer vor
Billig-Agrarimporten und die weiteren Verhandlungslinien für NAMA
(Nicht-Agrarische Güter) und GATS (Dienstleistungen).
Die Ergebnisse im Agrarsektor sind zu begrüßen, wenngleich der
Abbau der Exportsubventionen nicht im notwendigen Tempo stattfinden
wird.
Wichtig ist, dass dies nicht mit substantiellen Zugeständnissen
für die Liberalisierung bei NAMA und GATS erkauft werden musste.
Nach den Zugeständnissen der Entwicklungsländer in der
Uruguay-Runde wurde ihnen in Doha zugesagt, dass die jetzige
WTO- Verhandlungsrunde eine "Entwicklungsrunde" werden soll. Doch
davon war in Hongkong auf Seiten der Industrieländer, insbesondere
auch EU und Bundesregierung, nicht mehr die Rede, bis auf einige
kosmetische Angebote. Es ist zu begrüßen, dass die Versuche der
Industrieländer, eine rasche Liberalisierung der Märkte für Güter und
Dienstleistungen durchzusetzen, trotzdem scheiterten. Dies ist jedoch
nur dem erbitterten Widerstand der Entwicklungsländer, dem
Zusammenschluss von G20 und G90, sowie dem starken Auftreten von
Brasilien zu verdanken.
In Fragen von Sozialstandards, des Verhältnisses von Handel und
Umwelt und von Handel und Biologischer Vielfalt gab es überhaupt
keine Fortschritte. Die Haltung der Industrieländer in der WTO ist
nach wie vor davon geprägt, das hohe Lied des Freihandels zu singen.
Dagegen gilt es Alternativen zu entwickeln und insbesondere den
UN-Organisationen, der ILO, der UNCTAD und der UNEP und den sozialen,
ökologischen und Entwicklungsinteressen mehr Geltung gegenüber der
WTO zu verschaffen.
Wichtig wird sein, die weiteren Verhandlungen in Genf kritisch zu
begleiten und zu verhindern, dass die Industrieländer nicht dort
hinter verschlossenen Türen durch Druck auf einzelne
Entwicklungsländer holen, was ihnen in Hongkong nicht gelang.
Quelle: Pressemitteilung DIE LINKE.