Wirtschaftsethiker kritisiert Autobauer für Antrag auf Staatshilfen
Archivmeldung vom 06.05.2020
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Freigeschaltet durch André OttWirtschaftsethiker Ulrich Thielemann kritisiert die Automobilindustrie scharf dafür, Wirtschaftshilfen vom Staat zu verlangen. "Man hat den Eindruck, dass die Beantragung von Staatshilfen in Form einer neuen Abwrackprämie nur den Sinn hat, die Dividendenzahlungen an die Großaktionäre zu ermöglichen", sagte er zum Nachrichtenportal Watson.
Thielemann weiter: "Bei Volkswagen sind das die Familien Porsche und Piëch." Diese Familien zählten in Österreich zu den reichsten Familien mit zusammengerechnet 37 Milliarden Euro Vermögen, so der Wirtschaftsethiker. Das Festhalten der Automobilkonzerne an Dividendenzahlungen trotz Kurzarbeitergeld vom Staat ist für Thielemann nicht in Ordnung. "BMW gehört fast zur Hälfte den Familien Klatten und Quandt. Allein an die Familie Quandt wird dieses Jahr eine halbe Milliarde Euro an Gewinnen fließen."
Da helfe der Staat dabei, dass der Kapitalbestand dieser ohnehin sehr reichen Familien zumindest nicht sinkt. "So eine Abwrackprämie 2.0 sollte eigentlich hintenanstehen. Es sollte denjenigen geholfen werden, die eher am unteren Rand stehen."
Die Branchen, die in so einer Krise eben nicht so viel Widerstandsfähigkeit aufwiesen wie die Automobilbranche. Seiner Meinung nach wäre ein Verzicht von Managergehältern und Gewinnausschüttungen angesichts der drohenden Wirtschaftskrise gerechtfertigt.
"Gewinne sind das, was übrig bleibt, wenn die Geschäfte gut gelaufen sind. Wegen der Krise laufen sie derzeit schlecht." Also hätten zunächst einmal die Gewinnansprüche zurückzustehen. Zu möglichen Lehren aus der Coronakrise sagte der Wirtschaftsethiker: "Diese Krise ist auch eine Chance, unsere Wirtschaft neu zu justieren. Wir müssen weg von der Fixierung auf die Automobilbranche, weil sie ökologisch sehr fragwürdig ist." Außerdem müsse man hinterfragen, "ob es so sinnvoll ist, unsere Wirtschaft so sehr auf den Export von Gütern zu stützen".
Quelle: dts Nachrichtenagentur