IW: Wirtschaftsflaute hat Fachkräftemangel kaum reduziert
Archivmeldung vom 17.10.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie anhaltende Wirtschaftsflaute hat den Fachkräftemangel in Deutschland kaum reduziert. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten.
Demnach ist der Fachkräftebedarf der deutschen Wirtschaft zwar um 12,8
Prozent zurückgegangen, den Berechnungen der Ökonomen zufolge fehlten
zuletzt im bundesweiten Durchschnitt aber noch immer mehr als 530.000
qualifizierte Arbeitskräfte. Besonders angespannt ist die Situation nach
wie vor in Gesundheits- und Sozialberufen wie zum Beispiel bei
Erziehern, in Elektroberufen sowie bei handwerklichen Berufen. Auf die
zehn Berufe mit den größten Fachkräftelücken entfallen laut IW knapp 30
Prozent der gesamten Fachkräftelücke.
Während der Corona-Pandemie
hatte sich der Fachkräftemangel zeitweise abgeschwächt, stieg kurz
danach aber wieder an, so die Forscher. 2022 hatte der Fachkräftemangel
in Deutschland mit 630.000 nicht besetzbaren offenen Stellen seinen
bisherigen Höchststand erreicht. Die nun wegen der rückläufigen
wirtschaftlichen Entwicklung rechnerisch zurückgegangenen Lücke an
Arbeitskräften resultiere aus der sinkenden Zahl offener Stellen und
einem gleichzeitigen Anstieg der Zahl an Arbeitslosen, sagte
IW-Fachkräfteexperte Jurek Tiedemann den Funke-Zeitungen.
"Die
Stellenbesetzung ist für viele Unternehmen weiterhin herausfordernd. So
können rechnerisch etwa vier von zehn offenen Stellen (41,7 Prozent) für
qualifizierte Arbeitskräfte nicht passend besetzt werden", sagte
Tiedemann. Die meisten gelernten Mitarbeiter fehlen der Erhebung zufolge
nach wie vor in der Kinderbetreuung und -erziehung. Im Jahr 2023/2024
konnten laut IW durchschnittlich mehr als 21.000 offene Stellen in
diesem Beruf nicht besetzt werden.
Auf Platz zwei der Berufe mit
den größten Fachkräfteengpässen liegen Experten der Sozialarbeit und
Sozialpädagogik mit einer Lücke von mehr als 18.000. Hier können mehr
als sieben von zehn (73,8 Prozent) offenen Stellen rechnerisch nicht mit
passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden. Bei den Handwerkern
ist besonders die Lage in der Bauelektrik angespannt. Im
Jahresdurchschnitt fehlten auch hier mehr als 18.000 Fachkräfte mit
abgeschlossener Berufsausbildung, acht von zehn offenen Stellen konnten
nicht besetzt werden. 17.000 Fachkräfte fehlten in der Gesundheits- und
Krankenpflege, 16.000 in der Kraftfahrzeugtechnik.
IW-Forscher
sehen mehrere Stellschrauben, um den Fachkräftemangel zu lindern.
Einerseits könnten Helfer ohne Qualifizierung zu Fachkräften ausgebildet
werden: "Das Augenmerk sollte dabei auf junge Leute gelegt werden, die
noch den Großteil ihrer beruflichen Karriere vor sich haben", schreiben
die Experten in ihrem Bericht. Auch die längere berufliche Bindung
älterer Beschäftigter sei eine Lösung. Darüber hinaus könnten Mütter und
Väter durch eine umfassendere Kinderbetreuung bei einer Ausweitung
ihrer Arbeitszeit unterstützt werden. Und das Anwerben von Spezialisten
aus dem Ausland sei nötig. Das novellierte Fachkräfteeinwanderungsgesetz
biete dafür "neue Wege", die es zu nutzen gelten, so die
Wissenschaftler.
Quelle: dts Nachrichtenagentur