Neue Lieferketten und Rohstoffe könnten Autos 25 Prozent verteuern
Archivmeldung vom 11.03.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.03.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie deutsche Automobilindustrie könnte angesichts der gestörten Lieferketten ihren Einkauf neu aufstellen müssen - was die Fahrzeuge vermutlich erheblich teuer macht. Das sagte Jan Dannenberg von der Unternehmensberatung Berylls dem Magazin "Focus".
In
den letzten Jahren hätten die Hersteller ihre Beschaffung so konsequent
auf Kosteneffizienz getrimmt, dass sie "schon bei leichten Disruptionen
Schwierigkeiten" bekämen. Ein sogenanntes "Dual Sourcing" - also die
Produktion ein und desselben Teils an verschiedenen Standorten, - komme
bisher nur bei hohen Stückzahlen in Frage. Aktuell, so Dannenberg,
würden die die Konzerne neu abwägen, bei welchen Teilen sie sich mit
alternativen Quellen absichern müssten. Die Mehrkosten für künftige
krisensichere Lieferketten bezifferte der Experte auf zehn bis 15
Prozent für die verbauten Teile.
Dazu kämen die zum Teil
drastischen Preissteigerungen bei Rohstoffen. "Wenn wir all das mit
einrechnen, könnte ein durchschnittliches Fahrzeuge 20 bis 25 Prozent
teurer werden." Verschiedene Autohersteller mussten nach Ausbruch des
Ukraine-Kriegs ihre Produktion drosseln, weil Kabelbäume fehlten. "Die
Produktion von Kabelbäumen ist ein extrem personalintensiver
Fertigungsschritt", sagte Dannenberg.
30 bis 70 Arbeitsstunden
müssten dafür veranschlagt werden. Die Herstellung in der Ukraine
schlage im Schnitt mit 350 Euro pro Pkw zu Buche. "In Deutschland wäre
sie praktisch nicht bezahlbar." Immerhin habe die Branche
Ausweichmöglichkeiten.
"Kabelbäume werden auch in Vietnam, in
Mexiko, Tunesien, Marokko, teilweise auch in Moldavien gefertigt", so
Dannenberg. Eine Verlagerung der Produktion in diese Länder sei
darstellbar, wenn auch nicht über Nacht.
Quelle: dts Nachrichtenagentur