Solidarische Ökonomie ist krisenfester
Archivmeldung vom 21.07.2020
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Freigeschaltet durch André OttBetriebe, die nach den Grundsätzen Solidarischer Ökonomie arbeiten, erweisen sich in Coronazeiten als krisenfester. Diese Beobachtung machen die Ökonomin Friederike Habermann und die Geografin Dagmar Embshoff im Gespräch mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung nd.DerTag.
In der Solidarischen Landwirtschaft, so Embshoff, gebe es die Erfahrung, "dass Corona keinen Unterschied macht. Hier wird die Arbeit vorfinanziert, alle Kosten werden gemeinsam getragen, wobei die Verbraucher*innen je nach Möglichkeiten beigetragen." Zudem würden Kollektivbetriebe oftmals unterstützt. "In der Solidarischen Ökonomie gehen Menschen mehr Beziehungen ein, sie kennen die Betriebe und Projekte und fühlen sich gemeinsam verantwortlich. Da kommt man schneller auf die Idee, Ressourcen dorthin zu geben, wo sie gebraucht werden anstatt bei Amazon zu kaufen", sagte Embshoff.
Durch die Coronakrise seien zudem Bedarfe stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt, erklärte Habermann. "Die Coronakrise ist überwiegend auf dem Rücken von Pflegepersonal und im Sorgebereich ausgetragen worden. Aber dass der Hashtag #systemrelevant heute für diese Menschen steht und nicht mehr für Banken, zeigt, dass sich im Alltag innerhalb weniger Wochen entscheidend das Bewusstsein verändert hat." Habermann kritisierte das bisherige Rettungspaket der Bundesregierung als "Wachstumsmotor dazu, dass sich das Rad des Kapitalismus eine Runde weiter drehen kann. Stattdessen könnte es auch als Basis für Veränderung dienen, indem Grundrechte wie Bildung, Wohnen, Gesundheit und Ernährung etabliert werden. So könnte soziale Infrastruktur aufgebaut werden, die wirklich im Leben aller spürbar ist."
Quelle: nd.DerTag / nd.DieWoche (ots)