Zahl der Firmenpleiten steigt stärker als erwartet
Archivmeldung vom 09.07.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.07.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Zahl der Insolvenzen in Deutschland ist zuletzt stärker gestiegen als von Experten prognostiziert. Im ersten Halbjahr gerieten 162 Unternehmen mit mehr als zehn Millionen Euro Umsatz in finanzielle Schieflage - ein Plus von 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie eine Analyse der Restrukturierungsberatung Falkensteg für das "Handelsblatt" zeigt.
Damit übersteigt die Zahl der Insolvenzen die von Sanierern zu
Jahresbeginn schon erwarteten Zuwächse von 30 Prozent deutlich. Vor
allem Immobilienfirmen, Autozulieferer und Maschinenbauer sind
betroffen. Unter den insolventen Firmen sind prominente Namen wie der
Reiseveranstalter FTI, die Warenhauskette Galeria oder die Modefirma
Esprit.
Angeschlagene Firmen haben auch zunehmend schlechtere
Chancen, sich erfolgreich zu sanieren, und müssen im Insolvenzverfahren
endgültig ihren Betrieb einstellen. Die Analyse von Falkensteg zeigt:
Von den 279 betrachteten Firmen, die 2023 Insolvenz anmelden mussten,
konnten bis Ende des ersten Halbjahres 2024 nur 35 Prozent gerettet
werden - durch einen Verkauf an einen Investor oder weil die Gläubiger
einem Insolvenzplan zugestimmt haben. Im selben Zeitraum vor drei Jahren
gelang das noch in 57 Prozent der Fälle.
Betriebe geraten
verstärkt in Schieflage, weil sie von den Corona-Jahren geschwächt sind.
Gleichzeitig hat die Inflation zu höheren Energie- und Materialpreisen
geführt und die Nachfrage hat sich abgeschwächt. Standortnachteile im
internationalen Wettbewerb wie Fachkräftemangel, fehlende Rohstoffe und
überbordende Bürokratie, die von vielen Firmen beklagt werden,
verschärfen die Lage. Unsicherheiten durch globale Krisen und schlechte
Konjunkturaussichten in Deutschland machen Sanierungen schwieriger. Dazu
kommen hohe Zinsen, die Investitionen in angeschlagene Firmen
unattraktiv machen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur