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Arbeitszeitwünsche 2018: 2,2 Millionen Erwerbstätige wollen mehr arbeiten

Archivmeldung vom 16.01.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.01.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Statistisches Bundesamt
Statistisches Bundesamt

Bild: Eigenes Werk /OTT

2018 wünschten sich rund 2,2 Millionen Erwerbstätige im Alter von 15 bis 74 Jahren eine längere Arbeitszeit (Unterbeschäftigte), während gut 1,4 Millionen kürzer arbeiten wollten (Überbeschäftigte). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hatten unterbeschäftigte Personen im Durchschnitt eine gewöhnlich geleistete Wochenarbeitszeit von 28,9 Stunden und wünschten sich Mehrarbeit von 10,6 Stunden.

Überbeschäftigte arbeiteten dagegen durchschnittlich 41,6 Stunden pro Woche und wünschten sich eine Verkürzung um 10,8 Stunden.

Deutliche geschlechtsspezifische und regionale Unterschiede

Vollzeitbeschäftigte hatten insgesamt eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 41,4 Stunden, während Teilzeitbeschäftigte durchschnittlich 20,0 Stunden pro Woche arbeiteten. Zwischen den Geschlechtern sowie regional gibt es jedoch deutliche Unterschiede: So ist die durchschnittliche gewöhnliche Wochenarbeitszeit bei den vollzeitbeschäftigten Männern im Westen mit 42,0 Stunden höher als im Osten mit 41,5 Stunden. Auch bei den vollzeitbeschäftigten Frauen liegt die Wochenarbeitszeit mit 40,3 Stunden im Westen höher als im Osten mit 40,1 Stunden. Teilzeitbeschäftigte Frauen weisen dagegen in Westdeutschland mit 20,0 Stunden eine niedrigere gewöhnliche Wochenarbeitszeit auf als die teilzeitbeschäftigten Frauen in Ostdeutschland, deren Wochenarbeitszeit bei 24,4 Stunden liegt. Westdeutsche Männer in Teilzeitbeschäftigung haben ebenfalls eine niedrigere Wochenarbeitszeit von 17,1 Stunden im Vergleich zu 20,0 Stunden bei den ostdeutschen Männern in Teilzeit.

Vollzeittätige mit Wunsch nach einer Verringerung der Arbeitszeit wollen entsprechend ihre Wochenstunden im Westen stärker reduzieren als im Osten (Männer West/Ost: -11,5 Stunden/-10,3 Stunden; Frauen West/Ost: -11,2 Stunden/-9,5 Stunden).

Bei den Teilzeittätigen mit einem Wunsch nach Mehrarbeit zeigt sich diese Tendenz dagegen nicht: Das Ausmaß der gewünschten Erhöhung der Arbeitsstunden ist hier im Westen nicht höher als im Osten (Männer West/Ost: jeweils +16,9 Stunden; Frauen West/Ost: +12,0 Stunden/+12,7 Stunden). Im Westen äußern teilzeitbeschäftigte Frauen insgesamt seltener und im Ausmaß weniger stark den Wunsch nach einer Erhöhung der Arbeitszeit, auch wenn ihre gewöhnliche Wochenarbeitszeit niedriger als die der teilzeitbeschäftigten Frauen im Osten ist.

Methodische Hinweise:

Dargestellt werden Ergebnisse des Mikrozensus beziehungsweise der Arbeitskräfteerhebung. Bei der Frage nach den Arbeitszeitwünschen sollten die Befragten berücksichtigen, dass Mehrarbeit mit einem entsprechend höheren Verdienst und Minderarbeit mit einem entsprechend geringeren Verdienst einherginge.

Definitionen von Arbeitszeit, Unterbeschäftigung und Überbeschäftigung: Gewöhnlich geleistete Wochenarbeitsstunden beziehen sich auf eine typische, eher längere Referenzperiode. Im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2018 erfolgt die Erfassung über folgende Frage: * "Wie viele Stunden arbeiten Sie normalerweise pro Woche, einschließlich regelmäßiger Mehrstunden und Bereitschaftszeiten?"

Unterbeschäftigte sind Erwerbstätige, die den Wunsch nach zusätzlichen Arbeitsstunden haben und für diese auch zur Verfügung stehen. Dieser Wunsch wird im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2018 über die folgenden zwei Fragen ermittelt:

* "Würden Sie gerne mit entsprechend höherem Verdienst Ihre normale Wochenarbeitszeit erhöhen?"

Info: Zur wöchentlichen Arbeitszeit zählen sowohl Haupt- als auch Nebentätigkeiten.

* "Könnten Sie innerhalb der nächsten 2 Wochen beginnen, mehr Stunden als bisher zu arbeiten?"

Überbeschäftigte sind Erwerbstätige, die den Wunsch haben, ihre Arbeitsstunden zu reduzieren, und dafür ein verringertes Einkommen hinnehmen. Im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2018 lautet die zugehörige Frage:

* "Würden Sie gerne mit entsprechend niedrigerem Verdienst Ihre normale Wochenarbeitszeit verringern?"

Die Erfassung von Arbeitszeiten und Arbeitszeitwünschen mithilfe von Personen- oder Haushaltsbefragungen kann - trotz ähnlicher Frageformulierungen - zu ganz unterschiedlichen Resultaten führen. Dies zeigt beispielsweise der Vergleich von Mikrozensus und Sozio-oekonomischem Panel (SOEP). Ergebnisse einer Studie hierzu enthält der Artikel "Arbeitszeiten und Arbeitszeitwünsche: Unterschiede zwischen Mikrozensus und SOEP", der in "WISTA - Wirtschaft und Statistik", Heft 4/2017 veröffentlicht ist.

Quelle: Statistisches Bundesamt (ots)


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