Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard: Zweifel an Zukunftsfähigkeit der Lebensversicherung
Archivmeldung vom 18.08.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Chef des weltgrößten Rückversicherers Munich Re hat grundsätzliche Zweifel, dass das Anbieten von Lebensversicherungen auf Dauer ein erfolgreiches Geschäft bleibt. Ökonomisch betrachtet sei dieses Segment nicht sehr ertragreich, sagte Nikolaus von Bomhard dem Wirtschaftsmagazin 'Capital'.
Deshalb halte er es auch nicht für problematisch, dass die Tochtergesellschaft Ergo in diesem Bereich Marktanteile verliere. Von Bomhard deutete an, dass sich die Schwerpunkte bei Ergo langfristig verschieben könnten. Weil die Ertragskraft der Lebensversicherungssparte problematisch sei, "muss man sich sehr genau überlegen, wo man wächst".
Munich Re hatte kürzlich die Versicherungsmarken Hamburg-Mannheimer, Victoria und KarstadtQuelle unter dem Namen Ergo zusammengeführt. Dies war für von Bomhard "ein logischer Schritt", ausgelöst durch die Probleme des Handelskonzerns Arcandor. "Die mach¬ten es für unsere Tochter KarstadtQuelle Versicherung unmöglich, mit diesem Namen weiter¬zuarbeiten."
Von Bomhard bestritt gegenüber 'Capital', dass die Probleme bei der Victoria Leben der wahre Grund für die Umbenennung gewesen seien. Er räumte allerdings Renditeprobleme bei dem traditionsreichen Versicherer ein: "Richtig ist, dass die Victoria Leben nicht ausreichend Risikotragfähigkeit besitzt, um auf der Anlageseite höhere Risiken in Kauf zu nehmen. Diese müsste man aber eingehen, wenn man versucht, die von den Kunden erwarteten Erträge zu erwirtschaften." Deshalb konzentriere man sich jetzt auf die Marke Ergo, die Victoria Leben nehme kein Neugeschäft mehr an. Abwickeln will der Munich Re-Chef die Victoria allerdings vorerst nicht. "Das ist eine befristete Stilllegung. Sie können es auch Winterschlaf nennen."
Im Kerngeschäft Rückversicherung werde der Konzern nicht auf Wachstum um jeden Preis setzen, kündigte von Bomhard an. "Es kommt uns auf Profitabilität an, nicht auf Größe." Es gebe aber einige gute Wachstumsmöglichkeiten, etwa beim Geschäft mit Lebensrückversicherungen. Bei Ergo internationalisiere der Konzern zudem das Geschäft und suche "interessante Nischen, etwa die Versicherung von Fotovoltaik-Anlagen".
Quelle: 'Capital'