Generalstaatsanwaltschaft Koblenz fordert Ermittlungen gegen Ratiopharm
Archivmeldung vom 18.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Generalstaatsanwaltschaft Koblenz fordert, die Ermittlungen gegen den Generika-Anbieter Ratiopharm wegen Untreue und Bestechung unverzüglich wieder aufzunehmen. Darüber berichtet das ARD-Magazin "Monitor" in seiner aktuellen Ausgabe.
Der stellvertretende Koblenzer Generalstaatsanwalt Karl-Rudolf
Winkler kritisierte ungewöhnlich deutlich die Einstellung des
Strafverfahrens durch die Staatsanwaltschaft Ulm. "Nach meinem
Kenntnisstand müsste die Staatsanwaltschaft Ulm ihre Entscheidung
überprüfen und zu dem Ergebnis gelangen, dass Ermittlungen angezeigt
sind", sagte Winkler gegenüber MONITOR. Die Ulmer Staatsanwaltschaft
hatte das Ermittlungsverfahren gegen Ratiopharm im Dezember 2005 aus
rechtlichen Gründen eingestellt.
Gegenstand des Ermittlungsverfahrens waren Umsatzprovisionen, die
Ärzte von Ratiopharm-Vertretern erhalten haben sollen, soweit diese
ihre Verordnungen auf Ratiopharm-Produkte umstellen.
"Die Ermittlungen müssten sich sowohl gegen Ärzte, die an einem
solchen Verteilungssystem Anteil haben, als auch selbstverständlich
gegen die pharmazeutische Firma richten", sagte Winkler gegenüber
MONITOR. "Auch diese Firma macht sich nach meinem sicheren
Überzeugungsstand strafbar."
Auch die Ärztekammer Nordrhein will jetzt gegen einzelne Ärzte
vorgehen, die Umsatzprovisionen von Ratiopharm erhalten haben sollen.
"Wir werden überlegen, ob berufsrechtliche Maßnahmen bis hin zu
Berufsgerichtsverfahren einzuleiten sind", sagte Vizepräsident Dr.
Arnold Schüller gegenüber MONITOR.
Gemeinsame Recherchen der ARD-Sendung MONITOR und des Magazins
"Stern" belegen, dass die Firma Ratiopharm noch bis weit ins Jahr
2005 hinein an ihrem System der Umsatzbeteiligungen durch Ärzte
festgehalten hatte und in diesem Zusammenhang von einer "neuen Kultur
der Umsatzausweitung" gesprochen hatte. Ratiopharm hatte dagegen von
"Einzelfällen aus der Vergangenheit" gesprochen, "die bereits
abgestellt wurden". Dem ARD-Magazin MONITOR liegen firmeninterne
Dokumente sowie die Aussagen von Ärzten und Ratiopharm-Referenten
vor.
Quelle: Pressemitteilung ARD / WDR