Arbeitgeberchef Göhner: Deutsche Tarifsystem hat sich bewährt Debatte
Archivmeldung vom 12.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Tarifautonomie hat sich nach Einschätzung von Reinhard Göhner, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) bewährt, zumal "in den konjunkturell schwierigen Jahren von 2001 bis 2006", sagte Göhner dem "Tagesspiegel am Sonntag".
"Es gibt besondere Herausforderungen für die Tarifautonomie, doch keine Krise des Systems", betonte er mit Blick auf die Auseinandersetzungen bei der Bahn und das Thema Mindestlöhne. Auch DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki äußerte sich gelassen. "Man kann nicht von einer Bedrohung des deutschen Tarifsystems sprechen", sagte Matecki der Zeitung. Es bedürfe indes "ergänzende Hilfestellung durch den Staat" für die Bereiche, in denen "die Kraft der Gewerkschaften nicht ausreicht oder wo sich Arbeitgeber weigern", Tarife abzuschließen.
Der Kasseler Sozialwissenschaftler Wolfgang Schroeder, spricht dagegen von einem "Virus der Spaltung", der womöglich von Lokführern und Ärzten auf andere Gruppen überspringt. Schroeder zufolge gibt es 550 Arbeitnehmerorganisationen in Deutschland. Und mindestens 300 davon könnten Tarifverträge abschließen. "Es gibt schon eine Gefährdung des Tarifsystems, wenn der Eindruck verbreitet wird, man könne auch als kleine Gruppe viel rausholen", sagt Schroeder dem "Tagesspiegel am Sonntag". Jörg Wiedemuth, Leiter der Tarifabteilung bei Verdi, spricht von einer "massiven Gefährdung des Tarifsystems". In bestimmten Bereichen funktionier das System "nicht mehr so, wie wir es gewohnt waren", was vor allem an der Ausweitung des Niedriglohnsektors liege.
Quelle: Der Tagesspiegel