Münchener Börsenchefin kritisiert EU-Verbot von Börsenfusion zwischen Frankfurt und New York
Archivmeldung vom 01.02.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Chefin der Börse München, Christine Bortenlänger, hat das EU-Verbot der Fusion zwischen den Börsen Frankfurt und New York scharf kritisiert. "Die Sichtweise der EU, die Megabörse dominiere mittels ihrer Tochterunternehmen Eurex aus Frankfurt und Liffe aus London mit einem Marktanteil von 90 Prozent den europäischen Derivatehandel greift viel zu kurz", schreibt sie in einem Gastkommentar für die Onlineausgabe des "Handelsblatts".
Angesichts des stark wachsenden Finanzbereichs in den Schwellenländern von Asien bis Südamerika müsse man den Wettbewerb in einem globalen Umfeld sehen. Hongkong beispielsweise sei nach Marktkapitalisierung der gelisteten Unternehmen bereits die weltweit führende Börse. Außerdem seien nicht nur die aufstrebenden Börsen in Asien die große Konkurrenz der Börsen in Frankfurt und New York, sondern der Direkthandel zwischen den großen Investmenthäusern sowie die meist von diesen gegründeten und betriebenen außerbörslichen Handelsplätze. Im Derivatehandel etwa mache der außerbörsliche Marktanteil zwischen 80 und 90 Prozent aus. "Schon deshalb ist es kaum nachvollziehbar, wenn die EU von einer marktbeherrschenden Stellung der fusionierten Börse in diesem Bereich ausgeht", kritisiert Bortenlänger. Bortenlänger sieht im Verbot einer Fusion zwischen den Börsen Frankfurt und New York auch eine Schwächung des Finanzplatzes Deutschland. Selbst wenn sich innerhalb der transatlantischen Megabörse die Gewichte mittelfristig nach New York verschöben, so Bortenlänger, hätte Frankfurt "trotzdem in der ersten Reihe mitgespielt und geholfen, europäische Standards weltweit umzusetzen." Darüber hinaus gehe es nicht nur um die Stellung im globalen Wettbewerb, es geht auch um die Bedeutung der Börsen im Spiel der Kräfte auf den Finanzmärkten. "So wichtig es ist, Kartelle zu verhindern und den freien Markt zu unterstützen, eine Stärkung des Börsenhandels wäre ein dringend notwendiges und überaus zeitgemäßes Signal gewesen auch und gerade vor dem Hintergrund der Finanzkrise und dem Ruf nach einer stärkeren Regulierung der Finanzmärkte", betont Bortenlänger.
Quelle: dts Nachrichtenagentur